„Golden Girl“ Laura
Deutsche Meisterschaften mit internationaler Beteiligung? Oder doch eher die Laura-Dahlmeier-Festspiele? Die Biathlon-Weltmeisterschaften im malerischen Tiroler Wintersport-Mekka Hochfilzen nahe Kitzbühel hätten jedenfalls mehr als nur das in diesem Falle nichts sagende Kürzel „WM“ verdient gehabt. Nie zuvor war ein einziger nationaler Verband so erfolgreich gewesen wie die Auswahl der deutschen Biathlon-Union. Vor allem aber: nie zuvor hatte eine einzige Athletin so viele Titel auf sich vereinen können, so viele Medaillen gesammelt wie die 23-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen: fünfmal Gold, einmal Silber: Damit überbot sie die bis dahin herausragende Bilanz der Norwegerin Tora Berger aus dem Jahr 2013 (4 Gold, 2 Silber).
Als ein „ganz großes Geschenk“ bezeichnete die Ausnahme-Athletin aus dem Werdenfelser Land ihren Triumphzug durch die Loipen und über die Schießanlagen und übte sich dennoch in tiefer Bescheidenheit. „Ein großer Dank an das Team hinter dem Team. Nur mit der ständigen Hilfe derer, die man in keiner Fernseh-Übertragung gesehen hat, waren diese Resultate möglich“ postete sie auf ihrem Facebook-Account. In der Loipe und am Schießstand kennt sie keine Gnade mit den Konkurrentinnen. Im „richtigen Leben“ ist sie geerdet, heimatverbunden und tief verwurzelt, weiß die Dinge ein zu ordnen.
Die Männer wollten da nicht hinten anstehen und machten es ihrer weiblichen Gallionsfigur nach. Der Schwarzwälder Benedikt Doll gewann mit unglaublichen 0,7 Sekunden Vorsprung auf den Norweger Johannes Thingnes Bö im Sprint. Staffel-Spezialist Simon Schempp, dem mit dem Titel im Massenstart der erste große persönliche Erfolg in einem Einzelrennen gelang, beendete die WM der Deutschen. „Endlich. Diesem Ding bin ich so lange hinterher gelaufen“, kommentierte der Schwabe, der in Ruhpolding wohnt – aber aus dem 14 000-Selen-Ort Uhingen nahe Göppingen stammt. Dort plant der Bürgermeister einen rauschenden Schempp-Empfang nach der Saison.
Bild: picture alliance