Sportler des Jahres - Mai 2018

„Ewiger“ Platz für Graf Berghe von Trips

Für viele Freunde und Bewunderer des (deutschen) Rennsports war er der Mythos auf den Rennstrecken dieser Welt schlechthin. Weil alles passte, was zu solch heldenhafter Verklärung gehört:  Die adlige Herkunft, der Status als stets nie vergebener, aber heiß begehrter Herzensbrecher. Das unvergleichliche Können, die Rolle als Sohn-Ersatz des großen Commendatore Enzo Ferrari. Vor allem aber sein tragischer Tod, den Weltmeister-Titel im italienischen Monza vor Augen. In DEM italienischen Auto schlechthin. Am 10. September 1961 starb Wolfgang Graf Berghe von Trips in einem Ferrari 156.
Jetzt hat der Mann, der am 4. Mai 2018 90 Jahre alt geworden wäre, ausgerechnet an diesem Tag  einen „Platz für die Ewigkeit“ bekommen. Eine Ruhmeshalle, die dem einzigen Menschen, der nach seinem Tod die Ehrung als „Sportler des Jahres“ erfahren hat, zur Ehre gereicht. Eine Dauerausstellung im Motorsportmuseum des ring°werk  am Nürburgring.
Flankiert im Eingangsbereich von einer über Jahre hinweg mit Original-Teilen nachempfunden Replica des vielleicht schönsten Rennwagens aller Zeiten: des Ferrari 156, in die Annalen des Motorsports eingegangen als „Sharknose“. Der „Sharknose“ war der erste Mittelmotor-Monoposto aus Maranello. 1960 hatten sich die Konstrukteure vom Frontmotor verabschiedet und aufgrund der besseren Balance auf das Prinzip des Mittelmotors gesetzt
Der Titel der Dauer-Ausstellung, die den größten Teil des bisherigen Trips-Museums in Kerpen bei Burg Hemmersbach, dem Stammsitz der Grafen Berghe von Trips umfasst, hätte passender nicht sein können. „Graf Berghe von Trips – Ritter, Reiter, Rennfahrer“.  Von Graf Berghe von Trips existiert das folgende  Zitat aus den späten 1950er Jahren: „Man spürt es, wenn man nach langer Fahrt von der Landstraße abbiegt und plötzlich den schwarzen Asphalt des Ringes unter den Reifen hat: da ist irgendetwas anders.“  
„Zwei 90-Jährige, die Spaß machen“, nannte Laudator Professor Dr. Frank Herrmann (Köln), Mitglied des Stiftungsrates der Trips’schen Sportstiftung, die Rennstrecke und den im Alter von 28 Jahren viel zu früh verstorbenen Piloten. Hermann, der an der Technischen Hochschule Köln lehrt und selbst Rennen fährt, war sich einig mit Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort: „Diese Ausstellung passt perfekt in unser Konzept, den Motorsport sowie Historien und Helden des Nürburgrings gemeinsam  in den Fokus zu stellen.“
Nirgendwo besser könnte das Andenken des Mannes, den der Tod unsterblich machte, und dem vor 57 Jahren eine einzigartige Würdigung als „Sportler des Jahres“ post mortem zuteil wurde, besser in Ehren gehalten werden als in der Motorsport-„Walhalla“ am Nürburgring.

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Getrennte Wege zweier „Mannschaften des Jahres“

Dass Fußballer die Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ gewinnen, ist eher die Ausnahme als die Regel. Zumindest dann, wenn es nicht die deutsche Nationalmannschaft nach einem gewonnenen großen Turnier ist.  Eher sind es Staffeln aus dem Wintersport, der Leichtathletik,  dem Schwimmsport,  große Reiter-Equipen oder Mannschaften anderer Ballsportarten.  Zwei Klub-Teams aus der Kicker-Szene aber, die schon ganz oben auf dem Treppchen bei der Ehrung standen, sorgen in diesen Tagen für Schlagzeilen. Und zwar auf ganz und gar unterschiedliche Art und Weise.
Die „fränggischen Clubberer“ vom 1. FC Nürnberg, und die „Rode Deiwel aus der Palz“ vom 1. FC Kaiserslautern, die sich in dieser am kommenden Wochenende ausklingenden Saison noch zweimal um Punkte gegenüberstanden, haben beide schon die Trophäen als „Mannschaft des Jahres“ entgegen nehmen dürfen. Der Max-Morlock-Klub aus Franken 1961, der Fritz-Walter-Klub aus der Pfalz sogar zweimal: 1991 und 1998, als den „Roten Teufeln“ ein bis dato einmaliges Kunststück gelang: als Aufsteiger aus der zweiten Liga wurden die Kicker um „Fußballgott“ Olaf Marschall damals unter Trainer Otto Rehhagel sensationell Deutscher Meister.
Doch jetzt trennen sich die Wege der beiden gemeinsamen Konkurrenten. Während Nürnberg nun als „Rekord-Aufsteiger“ zum achten Male ins Oberhaus einzieht, müssen die Lauterer zum ersten Mal in ihrer fast 118jährigen Geschichte den Weg in die Drittklassigkeit antreten. Das riesige, 50.000 Zuschauer fassende WM-Stadion auf dem Betzenberg, benannt nach dem größten Sohn der Stadt, Fritz-Walter, wird in Zukunft Meppen und Münster, statt Mainz und München empfangen.
Gelang es dem FCK noch beim ersten Abstieg 1996 fast die gesamte Erstliga-Mannschaft mit hinunter ins „Unterhaus“ zu nehmen, so muss Trainer Michael Frontzeck in den Niederungen der Drittklassigkeit ab dem Sommer ein völlig neues Team aufstellen, dass möglichst den sofortigen Wiederaufstieg anpeilen kann. Sonst könnte einem der traditionsreichsten deutschen Fußball-Vereine und dessen zweimaliger „Mannschaft des Jahres“, der völlige Niedergang in der sportlichen Bedeutungslosigkeit bevorstehen.
Ganz anders will man es am Valznerweiher angehen. Trainer Michael Köllner, der nach vierjähriger Abwesenheit den fußballverrückten Mittelfranken die Bundesliga wiedergegeben hat, weiß, was auf ihn und seine Mannschaft zukommen wird. Und er ist einer, der über Horizonte hinausblicken kann. Im Trainingslager ging er mit seinem Team ins Kloster, diskutierte über Politik und verlangt, dass sich seine Spieler mit der Historie des 1. FC Nürnberg auseinandersetzen. Dazu gehört auch die Wahl zu Deutschlands „Mannschaft des Jahres.“ Auch wenn es wohl ziemlich lange dauern wird, bis es dazu noch einmal kommt.
Falls überhaupt. Wie auch im Falle des 1. FC Kaiserslautern.

 

Bild: picture alliance (Die Fußballmannschaft des 1.FC Kaiserslautern wird am 3.12.1998 bei der Wahl zum "Sportler des Jahres", im Kurhaus von Baden-Baden, zur Mannschaft des Jahres gekürt)

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