Die Wahl 2017

Die Wahl 2017

Mannschaft des Jahres Laura Ludwig und Kira Walkenhorst

Auf Sand gebaut – und recht behalten

„Brennend heißer Wüstensand...“ sang Schlagerbarde Freddy Quinn einst mit rauchig-schmalziger Stimme und setzte sich damit ein musikalisches Denkmal für die Ewigkeit. Doch der heiße Sand bleibt – zumindest gut 50 Jahre später – nicht einem gestandenen Mannsbild vorbehalten, das den Deutschen einst die Sehnsucht nach fernen Ländern ins Hirn implantierte.

Der „heiße Sand“ ist heuer vor allem das Metier von zwei erfolgreichen jungen Damen. Denn sie haben es doch wieder gemacht, wieder geschafft. Allen widrigen Umständen zum Trotz. Ein Jahr nach dem Olympiasieg holten sie sich in diesem Jahr auch den Weltmeistertitel. Und verteidigten zudem ihre Spitzenposition im Kurhaus von Baden-Baden: Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, die beiden deutschen Beachvolleyball-Girls, sind erneut die „Mannschaft des Jahres.“

Nach Rio kam Wien, aber es war ein langer, langer Weg bis zum Gipfel auf der Donau-Insel anstatt unter dem des segnenden Christus‘. Mit dem Gewinn der Goldmedaille bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft Anfang August haben die beiden innerhalb von nur zwei Jahren ihre internationale Titelsammlung komplettiert. 2015 und 2016 wurden sie Europameister, 2016 Olympiasieger und nun auch noch Weltmeister, als erstes europäisches Frauen-Duo überhaupt. Ein Titel, für den beide nur noch ein einziges Prädikat hatten: „Unglaublich.“

Vor allem nach dieser Vorgeschichte. Erst war die Eine verletzt, dann die Andere. Nichts schien zu passen im „Jahr 1 nach Rio.“ Dass sie am Ende doch noch einmal triumphierten, war ein Kraftakt der ganz besonderen Art und ein Triumph des Willens. Für Laura Ludwig hatte 2016 mit einer Schulteroperation geendet. Erst vier Monate später konnte das Duo wieder gemeinsam trainieren.

Dann erwischte es die Andere. Kira Walkenhorsts rechte Schulter wurde zum Tummelplatz von Bakterien. Eine hartnäckige Entzündung war die Folge, bei der WM war Walkenhorst immer noch nicht schmerzfrei. Schmetterbälle waren ein Vabanque-Spiel. Eis, kühle Kompressen sollten das Übrige tun. Lediglich fünf Turniere konnten beide bis zur WM bestreiten.

Das Finale war die letzte, alles entscheidende Herausforderung. Gegen Lauren Fendrick und April Ross aus den USA hieß es nach verlorenem erstem Satz am Ende 2:1 (19:21, 21:13, 15:9). „Es ist zum Glück eine Stärke, die wir uns erarbeitet haben, nie aufzugeben, nie den Kopf hängen zu lassen – und die Fähigkeit, Fehler zu erkennen, abzustellen und so das Spiel zu drehen“, gab Ludwig preis. Ihre Mitspielerin nennt vor allem die mentale Stärke als Mutter des Erfolgs „Wir mussten sehr viel mit dem Kopf arbeiten, weil wir wussten, dass wir nicht hundertprozentig fit sind.“

Beide hatten in Wien auf Sand gebaut – und am Ende recht behalten.

 

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Sportlerin des Jahres Laura Dahlmeier

"Scheiß da nix, dann feid da nix."

Irgendwie müssen diese beiden Menschen die gleichen Gene besitzen. Teilweise zumindest. Man könne auf einem Gipfel weder Freiheit noch Glück finden, sondern nur die Erkenntnis, dass sich ein Gipfel an den nächsten reiht. So wie im ganz normalen Leben halt, schreibt Reinhold Messner in seinem jüngsten Elaborat „Berg-Werk“. Genauso sieht es offenbar auch Laura Dahlmeier. Die ungekrönte Königin der Loipen und Schießstände sucht dann, wenn sie alle ihre sportlichen Höhen erreicht hat, Ruhe, Sammlung und Einkehr. Die findet sie auf den höchsten Zinnen ihrer Heimat, aber auch auf dem Matterhorn, der Sierra Nevada oder auf Sechstausendern im Himalaya.

Ihre Auszeichnung als „Sportlerin des Jahres 2017“ ist demzufolge die natürliche Würdigung einer Athletin, die auch jenseits von Sprint, Verfolgung oder Staffel das Außergewöhnliche, die Herausforderung dort sucht, wo sie kein Mikrofon, keine Kamera und kein Selfie-Handy verfolgen können. „Es ist mir wichtig, dass es für mich noch etwas anderes gibt als Biathlon“, betont sie und legt damit wohl auch einen der Gründe für ihre Dominanz zwischen Antholz, Pokljuka und Chanty- Mansijsk offen.

Ihre fünf Goldmedaillen bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen in der Mixed- Staffel, Verfolgung, Einzel, Staffel und Massenstart sowie das Silber im Sprint machten aus der 24-jährigen Partenkirchenerin nicht nur eine Rekordsiegerin bei internationalen Biathlon-Championaten. Sie zeigen auch auf, dass die Bayerin dabei an die Reserven ihres Körpers gegangen und vieles nicht so leicht gewesen war, wie es vielleicht im Angesicht der bunten La-Ola-Wellen der Fans aussah. „Mein größtes Verlangen ist es, jetzt ganz in Ruhe an den Berg zu gehen“, wusste sie, wo der aufgeladene „Akku“ für die nächsten Aufgaben zu finden war.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass eine unserer Athletinnen die Szene einmal so beherrscht hat, obwohl wir in den vergangenen Jahren viele außergewöhnliche gute Läuferinnen und Schützinnen hatten. Aber das, was Laura hier abruft, ist phänomenal“, war auch Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig nach Hochfilzen schier „von den Socken.“ Das, so befand er, „muss man einfach genießen.“

Dass angesichts dieser überragenden Bilanz der Druck vor Olympia 2018 in Pyeongchang enorm ist, weiß Dahlmeier selbst am besten. Doch es hat sie nicht aus der Bahn geworfen, dass sie die ersten Weltcup-Rennen in diesem Jahr wegen einer leichten Erkältung verpasst hat. Laura Dahlmeier kennt mittlerweile nicht nur ihre schärfsten Konkurrentinnen, sondern vor allem auch ihren eigenen Körper ganz genau. Und sie weiß auf eine Art und Weise damit um zu gehen, die ihre Natürlichkeit und ihre Bodenständigkeit dokumentiert. Auf dem Schaft ihrer Waffe steht im feinsten Bayerisch zu lesen: "Scheiß da nix, dann feid da nix."

Was „übersetzt“ so viel bedeutet wie: „Denk dir nichts, dann passiert dir auch nichts.“ Nicht das ganze, aber zumindest ein Teil des Geheimnisses der Laura Dahlmeier und ihres ungewöhnlichen Erfolges.

 

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„Sportler des Jahres“ 2017 Johannes Rydzek

Der (Gold)-Weg nach Lahti führt durchs Allgäu

So nah können maximaler Erfolg und größtes Missgeschick manchmal beieinanderliegen. Und auch ein vierfacher Weltmeister ist nicht davor gefeit, dass das Schicksal manchmal schon ein rechtes Rindviech sein kann! Beim November- Training der deutschen nordischen Kombinierer im finnischen Kuusamo „fuhr“ dem Oberstdorfer im Anlauf der Sprungschanze plötzlich der herrenlos gewordene Ski eines Konkurrenten in die Quere. „Glück gehabt, das hätte böse enden können. Da habe ich einen Schutzengel gehabt“, war der Schanzen- und Loipenheld nach diesem gehörigen Schrecken froh, dass er noch einmal davongekommen war.

Und die Moral von der Geschicht‘? Wenn’s denn so sein soll, dann helfen auch vier Weltmeistertitel und der frische Ruhm des „Sportlers des Jahres 2017“ nicht vor blöden Brettern, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort irgendwo in der finnischen Pampa selbstständig gemacht haben. Da Rydzek aber nicht nur sein Schicksal, sondern auch den plötzlich neben ihm auftauchenden Ski in die Hand nahm, kann er als Folge seiner Geistesgegenwart nicht nur bei Olympia in Pyeongchang im Februar an den Start gehen. Er kann sich auch am Sonntag vor Heiligabend mal so richtig als der Beste unter vielen Guten dieses Jahres feiern lassen.

„Sportler des Jahres“ – diese Auszeichnung ist der krönende Abschluss einer Saison, die der Mann aus dem Allgäu dominiert hatte wie kein Zweiter. Und wie es wohl auch niemand in dieser Eindeutigkeit erwartet hatte. Wer in der eiseskalten Challenge der Springer und Läufer bei der Siegerehrung ganz oben stehen will, der muss vor allem und erst einmal die eigenen Kumpels distanzieren. Denn Hermann Weinbuchs Truppe ist das Nonplusultra in dieser Sportart, die wie keine andere Schnellkraft, Mut, Ästhetik, Ausdauer und Renntaktik miteinander verbindet. Wem das so nachdrücklich gelingt, der darf sich mit Recht „Sportler des Jahres“ nennen.

Der 26-Jährige machte die Weltmeisterschaften im finnischen Lahti zu einer Allgäuer Kreismeisterschaft. Zumindest in seiner Disziplin. Sieger in beiden Einzel- Wettbewerben, Triumph mit dem Kollegen Eric Frenzel im Teamsprint und schließlich noch das Gold in der Mannschaft gemeinsam mit Frenzel, Fabian Rießle und Björn Kircheisen. Die Wettbewerbe der Kombinierer in Lahti trugen seinen Namen. Dass er den Gesamtsieg im Weltcup erst nach dem allerletzten Wettbewerb in Schonach Eric Frenzel überlassen musste, zeigt auch, dass er über die ganze Saison hinweg in der Leistungsspitze konstant war.

Johannes Rydzek aber ist einer, der über den Schanzenrand und die Bretterspitzen hinwegblickt. Seit fünf Jahren studiert er an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Kempten Maschinenbau mit der Zielrichtung Wirtschafts- Ingenieur. Bayerns höchstgelegene Hochschule passt wie keine Zweite für ihren Vorzeige-Studenten. Ganz oben, aber mit den Füßen fest auf dem Boden. Ein Gipfelstürmer, der ins Ziel und nicht darüber hinausschießt.

 

Johannes Rydzek aber ist einer, der über den Schanzenrand und die Bretterspitzen hinwegblickt. Seit fünf Jahren studiert er an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Kempten Maschinenbau mit der Zielrichtung Wirtschafts- Ingenieur. Bayerns höchstgelegene Hochschule passt wie keine Zweite für ihren Vorzeige-Studenten. Ganz oben, aber mit den Füßen fest auf dem Boden. Ein Gipfelstürmer, der ins Ziel und nicht darüber hinausschießt.

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