„Sportler des Jahres 2023“: Lukas Dauser

Langes Tief – dann kam die Krönung: Weltmeister

Am 8. Oktober erklomm Lukas Dauser die oberste Stufe des Turn-Olymps. Im Sportpaleis von Antwerpen krönte sich der 30-Jährige zum Weltmeister am Barren. Nach seinem gelungenen Abgang schrie er seine Freude heraus und jubelte ausgelassen. Den letzten deutschen WM-Titel an diesem Gerät hatte 1985 der Cottbusser Sylvio Kroll in Montreal/Kanada geholt.

Erst Anfang August war „Luki“ wieder voll ins Training eingestiegen – ein langwieriger Muskelbündelriss an der Schulter hatte den Stabsunteroffizier monatelang behindert, so dass er nicht richtig trainieren konnte. Deshalb war er gezwungen, die Europameisterschaften im April in der Türkei und die „Deutschen“ im Juli in Düsseldorf abzusagen.

Der für den TSV Unterhaching startende gebürtige Ebersberger trainiert seit 2020 in Halle/Saale. Beim Siegerinterview „störte“ sein Freund Fabian Hambüchen – er gewann bei den Welttitelkämpfen 2007 in Stuttgart am Reck die letzte WM-Goldmedaille für den Deutschen Turner-Bund – und brachte ihm einen Becher mit Bier.

„Ich freue mich riesig für ihn, das ist einfach unglaublich schön, toll für ihn und wichtig fürs deutsche Turnen“, sagte „Fabi“, 2007 und 2016 in Baden-Baden selbst als „Sportler des Jahres“ ausgezeichnet. Hambüchen hatte die weltmeisterliche Barren-Übung von Dauser in der Halle verfolgt und zollte ihm höchsten Respekt. „Der Typ hat die Nerven behalten, hat sich von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert, und das war heute seine beste Barren-Übung“, lobte der Reck-Olympiasieger von Rio 2016.

Lukas Dauser turnte im Finale voll auf Angriff und lag am Ende mit 15,400 Punkten vor dem Chinesen Shi Cong (15,066) und dem Japaner Kaito Sugimoto (15,000). Er hatte bei seinen Auftritten in Belgien bis dahin die jeweils höchsten Wertungen aller Starter erhalten, aber dennoch die Favoritenrolle von sich gewiesen: „Im Finale sind acht Leute, die Besten der Welt an diesem Gerät, und wir sind alle nur einen halben Punkt auseinander. Jeder kleine Fehler kann entscheidend sein.“ Der sicher gestandene Abgang, ein Doppelsalto mit halber Schraube, besiegelte jedoch seinen Sieg und war der Beginn verdienten Jubels – von Lukas Dauser selbst, aber auch von den Teamkameraden. Die deutsche Mannschaft hatte sich zuvor bereits für Olympia 2024 in Paris qualifiziert.

„Auf jeden Fall ist das die Krönung – absolut“, ordnete der Olympia-Zweite von Tokio 2021 die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft „im ganz oberen Regal“ ein. „Das hätte ich mir nicht besser erträumen können“, so der gebürtige Bayer, der sich bei der WM seinen größten Traum erfüllen konnte: „Mein Ziel war immer, die deutsche Hymne zu hören bei einem großen Wettkampf. Das habe ich geschafft, und das ist unglaublich schön.“

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„Sportlerin des Jahres 2023“: Denise Herrmann-Wick

Als fünfte Biathletin in Baden-Baden ganz oben

Es war ein wahrlich traumhafter Schlusspunkt ihrer Biathlon-Karriere: Bei den Weltmeisterschaften im Februar in Oberhof holte die 34-jährige Sportsoldatin Denise Herrmann-Wick den Titel im 7,5-km-Sprint sowie die Silbermedaillen in der Verfolgung und mit der Staffel.

Die Musikregie im Stadion feierte das Verfolgungs-Silber mit dem Mallorca-Hit „Der Zug hat keine Bremse“, die deutschen Biathlon-Teammitglieder fassten sich an den Schultern und brachten, rhythmisch wippend, den Party-Zug ins Rollen, sehr zur Freude der weit über 20.000 begeisterten Zuschauer, die mitsangen und freudetrunken schunkelten. Abends bei der Siegerehrung im Kurpark hatten die Fans den Ohrwurm dann umgedichtet und ließen ihren Liebling noch einmal hochleben: „Denise kennt keine Bremse!“

Vater Lutz Herrmann, ehemaliger Handballer in der DDR-Oberliga, begeisterte seine Tochter einst für Wintersport, insbesondere für Skilanglauf. Mit acht Jahren nahm die kleine Denise erstmals an Wettkämpfen teil, vier Jahre später wechselte sie auf das Skigymnasium im 35 Kilometer von ihrem Heimatort Bockau entfernten Oberwiesenthal, wo sie seit Beginn ihrer Laufbahn beim WSC Erzgebirge trainierte.

Höhepunkt ihrer Langlauf-Karriere war der Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi, für diese Leistung wurde sie am 8. Mai 2014 von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Im April 2016 gab sie ihren Wechsel zum Biathlon bekannt und trainierte ab diesem Zeitpunkt in Ruhpolding.

In ihrer „neuen“ Disziplin war Denise Herrmann – seit ihrer Heirat 2022 mit dem ehemaligen Ski-Langläufer Thomas Wick trägt sie den Doppelnamen Herrmann-Wick – überaus erfolgreich. Gold über 15 Kilometer und Bronze mit der Staffel bei Olympia in Peking 2022, zwei Gold-, sechs Silber- und eine Bronzemedaille bei Weltmeisterschaften, neun Deutsche-Meister-Titel und neun Mal Gewinnerin des Gesamtweltcups – um nur die wichtigsten zu nennen. Nach den umfangreichen Jubelfeiern in Oberhof feierte sie beim saisonabschließenden Weltcup-Wochenende in Oslo im März einen tränenreichen Abschied.

Nun wurde Denise Herrmann-Wick im Kurhaus Baden-Baden als fünfte Biathletin nach Uschi Disl (2005), Kati Wilhelm (2006), Magdalena Neuner (2011 und 2012) und Laura Dahlmeier (2017) als „Sportlerin des Jahres“ geehrt und gefeiert. Zehn Tage zuvor hatte sie mit Ehemann Thomas in den sozialen Medien verkündet, dass sie schwanger ist. Damit machte sie ihre Ankündigung aus dem Frühjahr wahr: Damals sagte sie, dass sie sich nach ihrem Karriereende auf die Familienplanung konzentrieren wolle…

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Isabell Sawade und Gordon Herbert sind „DOSB Trainer*in des Jahres“

  • Publiziert in Sdj News

Isabell Sawade (Teamchefin Rhythmische Sportgymnastik) und Gordon Herbert (Bundestrainer Basketball Männer) sind vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als Trainer*in des Jahres 2023 ausgezeichnet worden.
Im Rahmen der Gala „Sportler des Jahres“ am Sonntag (17. Dezember) in Baden-Baden erhielten die beiden die Preise als Anerkennung ihres herausragenden Engagements für ihre Athlet*innen und ihre jeweiligen Sportarten.
„2023 war ein Jahr, das in die Geschichte des Deutschen Basketballs eingehen wird, nicht zuletzt wegen der herausragenden Leistung, die Gordon Herbert und sein Team bei der Basketball-Weltmeisterschaft gezeigt haben“, sagte Klaus Perwas, Co-Trainer der Deutschen Basketballnationalmannschaft der Herren in seiner Laudatio auf den Cheftrainer Gordon Herbert. Herbert schaffe es immer wieder aus Individualisten ein Team zu formen, in das jeder seine Stärken einbringe.
Der Kanadier Gordon Herbert ist seit 2021 Trainer der Basketball-Nationalmannschaft der Männer, mit der er bei der EM 2022 Bronze gewann und in diesem Jahr sensationell den Weltmeistertitel nach Deutschland holte.
„Diese Anerkennung in diesem großen Land mit so vielen großartigen Trainern in allen Bereichen ist eine Ehre und zugleich erfüllt sie mich mit Demut. Die Auszeichnung ist ein Spiegelbild unserer engagierten Spieler, unserer hervorragenden Mitarbeiter und unserer tollen Betreuer. Ich hatte das große Glück, mit so vielen herausragenden Menschen zusammenzuarbeiten. Ich danke Ihnen!“, sagte Herbert bei der Preisverleihung.
Isabell Sawade ist nicht nur Teamchefin des Nationalteams der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG) sondern auch lizensierte Kampfrichterin des Weltturnverbandes FIG. Das deutsche Team gewann bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr fünf Goldmedaillen im Einzel durch Darja Varfolomeev und Silber mit der Mannschaft. „Isabell Sawade schaffte es, in sehr schwierigen Zeiten, als die RSG mit wenigen finanziellen Mitteln versuchen musste, den Anschluss an die Weltspitze zu schaffen, mit hoher Motivation, Beharrlichkeit und Weitsicht Jahr für Jahr und in kleinen Schritten ein Team an Trainerinnen und Athletinnen am Stützpunkt in Fellbach-Schmiden zusammenzuschweißen“, sagte Ulla Koch, Vizepräsidentin des Deutschen Turnerbundes (DTB) in ihrer Laudatio.
„Ich freue mich sehr über diesen tollen Preis, der Anerkennung für die jahrelange Arbeit unseres Teams in der Rhythmischen Sportgymnastik ist. Stellvertretend für das gesamte Team nehme ich ihn gerne entgegen“, sagte Isabell Sawade.
DOSB-Vizepräsidentin Miriam Welte, die Vorsitzende der Jury des „Trainer*in des Jahres“-Preises sagte: „Mit der Auszeichnung „Trainer*in des Jahres“ bringen wir Trainerinnen und Trainern die Wertschätzung entgegen, die sie verdienen. Denn ohne Trainer und Trainerinnen gibt es keine derartige sportliche Erfolge wie in diesem Jahr zu feiern. Sie sind Vorbilder und leisten einen wichtigen Beitrag nicht nur zur sportlichen, sondern auch zur persönlichen Entwicklung ihrer 2 Sportlerinnen und Sportler. Dies haben Isabell Sawade und Gordon Herbert eindrucksvoll bewiesen.“

Die Jury
Vorsitzende der Jury ist Miriam Welte, Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Bahnrad und Vizepräsidentin im DOSB. Außerdem gehörten ihr an: Oliver Stegemann, DOSB-Vizepräsident, Ulla Koch, Vizepräsidentin Olympischer Spitzensport DTuB, Barbara Rittner, Bundestrainerin Tennis, Hermann Weinbuch, Bundestrainer Nordische Kombination, Christian Ehrhoff (Eishockey), Tobias Preuß (Mitglied der Athletenkommission des DOSB), Karin Orgeldinger, Stiftung Deutsche Sporthilfe, Olaf Tabor, DOSB-Vorstand Leistungssport.


Die bisherigen Preisträger*innen
2022: Yulia Raskina (Rhythmische Sportgymnastik) und René Spies (Bob)
2021: Sabine Tschäge (Rudern) und Jörg Rosskopf (Tischtennis)
2020: Bernd Berkhahn (Schwimmen)
2019: Andreas Bauer (Skispringen)
2018: Detlef Uibel (Bahnrad)
2017: Jürgen Wagner (Beachvolleyball)
2016: Reiner Kießler (Kanu)
2015: Justus Wolf (Para-Ski alpin)
2014: Norbert Loch (Rodeln)
2013: Silvia Neid (Fußball) und Hermann Weinbuch (Nordische Kombination)
2012: Ralf Holtmeyer (Rudern) und Hans Melzer (Reiten, Vielseitigkeit)
2011: Markus Weise (Hockey)
2010: Uwe Müßiggang (Biathlon)
2009: Kim Raisner (Moderner Fünfkampf)
2008: Rolf-Dieter Amend (Kanu)
2007: Heiner Brand (Handball)
2006: Raimund Bethge (Bob)

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Newcomer des Jahres 2023

Leo Neugebauer, Schwäbischer Himmelsstürmer und „Sunnyboy“. Mit einem leichtathletischen Feuerwerk sorgte kurz vor seinem 23. Geburtstag Leo Neugebauer aus Leinfelden bei Stuttgart Anfang Juni dieses Jahres bei den College-Meisterschaften in Austin/Texas für eine Revolution in der deutschen Zehnkampfgeschichte. Der schwäbische Himmelsstürmer verbesserte den 39 Jahre alten deutschen Rekord von Jürgen Hingsen, Ex-Weltrekordler und Olympiazweiter von Los Angeles 1984, um vier Zähler auf 8836 Punkte und war damit 2023 weltweit der zweitbeste Zehnkämpfer. „Du bist in Deutschland jetzt der größte Zehnkämpfer aller Zeiten“, rief ihm sein Coach nach dem abschließenden 1500-Meter-Lauf zu.

Neugebauer setzt damit die legendäre Tradition deutscher Zehnkämpfer mit den Olympiasiegern Willi Holdorf (1964) und Christian Schenk (1988), den Weltmeistern Thorsten Voss (1987) und Niklas Kaul (2019), den Weltrekordlern Kurt Bendlin und Guido Kratschmer sowie Frank Busemann (Olympia-Silber 1996) fort. Sie alle hat der „Jungspund“ Leo Neugebauer jetzt überholt.

Gleich sechs persönliche Bestleistungen hatte Neugebauer in seinem Rekord-Zehnkampf abgeliefert. „Diese Leistung eines 22-Jährigen ist unfassbar“, kommentierte Ex-Weltrekordler Guido Kratschmer, 1980 „Sportler des Jahres“, die Nachricht aus den USA, „ich denke, er wird in Richtung 9000 Punkte marschieren“. Nur vier Zehnkämpfer haben diese magische Marke bisher überboten: Kevin Mayer (Frankreich, 9126), Ashton Eaton (USA, 9045), Roman Sebrle (Tschechien, 9026) und Damian Warner (Kanada, 9018).

„Sunnyboy“ Leo Neugebauer, dessen Vater aus Kamerun stammt, ist bescheiden geblieben. „Mein Leben geht genauso weiter wie bislang“, zeigte er auch im Erfolg Bodenhaftung. Er ging 2020 mit einem Sport-Stipendium in die USA („Dieser Schritt war entscheidend für meine Leistungsentwicklung.“). Die räumliche Nähe von Trainingsstätten, Hörsälen und Wohnbereich auf dem Campus sowie die medizinische Betreuung sind wesentliche Vorteile an den US-Universitäten. „Ich habe hier beste Bedingungen und werde optimal gefördert“, sagt Neugebauer.

Bei der WM in Budapest war er als Führender nach dem ersten Tag des Zehnkampfs an den ersten drei Hürden gestrauchelt und verpasste am Ende als Fünfter mit 8645 Punkten eine Medaille nur knapp. Elfmal hätte diese Punktzahl bei früheren Weltmeisterschaften zu Silber gereicht.

Der Wirtschaftsstudent erhielt große mediale Aufmerksamkeit, unter anderem bei einem begeisternden Auftritt im ZDF-Sportstudio nach der WM. „Leo the German“, wie sie ihn in den USA nennen, ist zum Botschafter geworden. „Ich freue mich schon auf Paris 2024“, hat er die Olympischen Spiele als Ziel bereits klar vor Augen. Und eine Medaille vielleicht im Hinterkopf…

Ganz oben auf dem Treppchen landete der seit November 2023 im Trikot des VfB Stuttgart startende Modellathlet dann am dritten Advent: Bei der Gala „Sportler des Jahres“ im Baden-Badener Kurhaus wurde er zum „Newcomer des Jahres“ gekürt. Dieser Preis ist eine Auszeichnung der „Sieger-Chance“, einer Zusatz-Lotterie der Glücksspirale.

Die bisherigen „Newcomer des Jahres“ und deren weitere Entwicklung nach ihrer Ehrung in Baden-Baden:

2022 Hannah Meul (Sportklettern) holte beim Boulder-Weltcup im April 2023 im japanischen Hachioji Silber und ist Weltranglisten-Zweite im Bouldern und Vierte in der Welt in Bouldern & Lead. Das große Ziel der 22-Jährigen: Olympia 2024 in Paris.

2021 Annett Kaufmann (Tischtennis) war mit 15 Jahren die jüngste „Newcomerin“, die Bundesligaspielerin aus Böblingen wurde 2021 souverän U19-Europameisterin.

2020 Lea-Sophie Friedrich (Bahnrad) holte im Jahr 2021 Olympia-Silber im Teamsprint in Tokio, wurde Keirin-Europameisterin in Grenchen (Schweiz) und gewann dreimal WM-Gold (Zeitfahren, Keirin und Mannschaft) in Paris. 2022 wurde sie in München mit EM-Silber dekoriert, und wurde jeweils zweimal Welt- und Europameisterin.

2019 Oliver Zeidler (Rudern) schrammte bei der EM in München knapp am Podest vorbei (Platz 4) und gewann bei den Weltmeisterschaften in Tschechien den Titel vor dem Europameister Melvin Twellaar aus den Niederlanden.

2018 Vinzenz Geiger (Nordische Kombination) sicherte sich 2022 in Peking nach einem furiosen Antritt die Olympische Goldmedaille in der Einzelwertung, 2019 und 2021 gewann er jeweils WM-Silber im Team.

2017 Jacqueline Lölling (Skeleton) „bestätigte“ ihre Wahl mit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (Südkorea), wurde daraufhin Ehrenbürgerin ihrer Heimatgemeinde Brachbach und erhielt im Juni 2018 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Silberne Lorbeerblatt. 2020 jubelte sie über WM-Teamgold.

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