Johannes, König von Lahti

Deutschlands Kombinierer waren bei den 51. Nordischen Ski-Weltmeisterschaften nicht zu stoppen. Von den Bakken und aus den Loipen blitzte es Schwarz-Rot-Gold in den Tagen von Lahti, die den Beinamen „historisch“ verdienen. Nie zuvor hatten in der Geschichte der nordischen Festspiele, zum siebten Mal in der finnischen Wintersport-Metropole ausgetragen, die Allrounder einer Nation sechs Medaillen, darunter vier Goldene geholt. Über Allen und Allem aber thronte als König der Kombinierer Johannes Rydzek: viermal angetreten, viermal gewonnen, viermal Gold um den Hals!
Der 25-Jährige, der im Allgäu (Oberstdorf) aufgewachsen ist, setzte neue Maßstäbe in einer Sportart, die über Jahre hinweg von seinem Teamkameraden Eric Frenzel dominiert worden war. Selbst Trainer Hermann Weinbuch blieb nach dem Abschluss der Titelkämpfe (fast) sprachlos. „Johannes hat sich aus dem Schattendasein gelöst, in dem er mehrere Jahre mitgesprungen und mitgelaufen war. Er darf sich jetzt zu den ganz Großen in dieser Sportart zählen.“ Vor allen Dingen mental sei der Champion stärker geworden, denn: „Talent und Wille hatte er schon immer gehabt.“
Nicht nur die Kombinierer, auch die Weitenjäger trugen zur überragenden Bilanz des Deutschen Skiverbandes bei: sechsmal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze: Olympiasiegerin Carina Vogt erwies sich gegen die Konkurrenz aus Japan und Österreich erneut als „Frau ohne Nerven“ und verteidigte ihren Titel von der Normalschanze aus dem Jahr 2015. Gemeinsam mit Svenja Würth, Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler heimste sie als Mitglied des deutschen Mixed-Quartetts das zweite Gold ein.
In Abwesenheit des verletzten „Vorspringers der Nation“, Severin Freund (Kreuzbandriss), schwang sich Andreas Wellinger zum neuen Top-Athleten im Team von Bundestrainer Werner Schuster auf. Zwei Vizeweltmeister-Titel entschädigten auch ihn für die entgangene Mannschafts-Medaille am letzten Tag. „So ist das nun mal im Sport. Manchmal haben einige Glück, andere Pech. Aber insgesamt war es eine coole WM“, meinte der Ruhpoldinger nach dem unglücklichen vierten Platz der DSV-Adler. „Geile“ Titelkämpfe im hohen Norden Europas, die die DSV-Athleten sicher auch zum Jahresausklang in Baden-Baden gemeinsam feiern dürften. Dann nämlich, wenn traditionell im Kurhaus Deutschlands Sportler des Jahres 2017 gewählt werden. 2015 holten sich die Kombinierer erstmals den Titel „Mannschaft des Jahres“. Weinbuch sprach damals von einem „großen Tag“. Seither hat der Coach seine Jungs dank großen Verbesserungen auf der Schanze noch perfekter in die Überholspur katapultiert.

Bild: picture alliance

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