Und jetzt, Handball-Deutschland? – „Kölle Alaaf“

Der Hexenkessel von Berlin ist passé. Und was jetzt, Handball-Deutschland? Ganz einfach: „Kölle Alaaf!“ Fast schon in Sichtweite der närrischen „fünften Jahreszeit“ wollen Bundestrainer Christian Prokop und seine Ballwerfer auch die fast 20.000 Zuschauer fassende Arena in der Domstadt, Handball-erprobt durch das jährlich stattfindende „EHF Final Four“, in Entzücken versetzen. Ungeschlagen aus der Vorrunde gekommen, mit zwei recht unglücklichen Unentschieden und daher einem Punkt weniger als möglich, richten Deutschlands Handballer jetzt bei der WM im eigenen Land den Blick nach vorn. Ab Samstag heißt es: Blick nach vorn, Richtung Halbfinale. Denn nichts Anderes soll es, darf es jetzt mehr sein.
Deutschland hat seine Liebe zum Handball, zu dieser rasanten Sportart, in der es bis zur letzten Sekunde, bis (fast) zum Platzen der Halsschlagader der Fans, um Sieg, Remis oder Niederlage geht, wieder entdeckt. „Der Trainer hat gesagt, in so engen Spielen kann das Publikum der siebte Mann auf der Platt sein“, zitierte Kreisläufer Patrick „Bambam“ Wiencek Christian Prokop, um nach dem 25: 25 Remis gegen Weltmeister Frankreich fort zu fahren: „Heute war die Halle Nr. 12, 13 und 14 auf dem Feld.“ Im Netz werden schon Tickets zu Höchstpreisen gehandelt. Wer kann, der will. Unbedingt. Nach Köln nämlich, wo es ab Samstag „mit Teamgeist und dem Rückenwind durch den Heimvorteil“ (Rückraumspieler Paul Drux) unter die letzten vier dieser WM gehen soll.
Island, Kroatien und Europameister Spanien heißen die Hürden, die noch genommen werden müssen, wenn es auch wirklich ums Edelmetall gehen soll. Die Punkte aus den Spielen der Kontrahenten der Vorrunden-Gruppe A, die ebenfalls die Hauptrunde erreicht haben, werden mitgenommen. Gegen die wieselflinken Isländer (Samstag, 20.30 Uhr), die heißblütigen Kroaten (Montag, 20.30 Uhr) und schließlich gegen den amtierenden Europameister Spanien (Mittwoch 20.30 Uhr) wird es für die DHB-Auswahl, die vor drei Jahren unter einem anderen Bundestrainer und mit einer teilwiese anderen Besetzung als „Bad Boys“ europäischer Titelträger wurde, nur noch Endspiele geben.
Dem deutschen Team fehlt, trotz eines überragenden Uwe Gensheimer auf Linksaußen und am Siebenmeter-Punkt, der alles dominierende Superstar. Kein Karabatic wie in Reihen von Rekord-Weltmeister Frankreich. Kein Welthandballer Mikkel Hansen wie beim Co-Gastgeber Dänemark. Aber „eine Mannschaft, in der jeder seine Rolle hat“, wie Prokop nicht müde wird, zu betonen. Der Bundestrainer mit der jugendlichen Kleist’schen Sturm-und-Drang-Attitüde ist zwar kein Schnurrbart-Träger, aber er könnte, wie weiland Heiner Brand als „Schnorres der Nation“ die Seinen nicht nur zur Medaillenvergabe ins dänische Herning, sondern auch zur Ehrung beim „Sportler des Jahres 2019“ nach Baden-Baden führen.

Bild: picture alliance

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