Deutschlandachter: Phasenplan bis Tokio 2021

Bei der Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ gehört der Deutschland- Achter quasi zum Inventar, ist bei der Ehrung in Baden-Baden alljährlich in Teamstärke vertreten. Nicht nur 2012 als Gewinner oder im Vorjahr auf Position 2 – die Ruderer, stets in einheitlicher Kleidung, sind besonders gerne gesehene Gäste. Jetzt absolvieren sie – einsam – zuhause ihr Fitness-Training – vorerst ohne Aussicht auf eine neue Auszeichnung 2020.
„Ein Schock“ sei die Verlegung der Tokio-Spiele um ein Jahr gewesen, so Bundestrainer Uwe Bender. Zuletzt dreimal Weltmeister und Europameister, hätte die Crew um Schlagmann Hannes Ocik beim Finaltag am 31. Juli sicherlich um die Medaillen gekämpft. „Aber die Trainingssituation war schwierig, es hätte international keine Fairness bestanden. Und in meinen vielen Telefonaten mit den Athleten spürte ich das Verständnis. Wenn andere um ihre Existenz kämpfen oder in Kurzarbeit gehen, dann muss der Sport in die zweite Reihe rücken“, so der Coach. „Wir haben auch nicht um Ausnahme-Regeln nachgesucht, jetzt zählt die Solidarität.“
Aber die Recken, die auch nicht mutterselenallein auf dem Dortmund-Ems-Kanal zu Wasser dürfen, arbeiten längst akribisch am Plan B. Phase I: das Training drosseln, dh. vor allem auf dem Ergometer in die Pedale treten. Das funktioniert als Team mit permanentem Daten-Austausch. „Jeder teilt permanent seine Leistungen – und die Werte sind sehr positiv. Die Jungs sind so gut drauf, schade dass sie es nicht zeigen können“ (Bender).
Die Phase II dauert bis zum 19. April. Bis dahin haben die Ruderer Gelegenheit, auch emotional runterzufahren und mit dem Umfeld die Zukunft besprechen. Lohnt es sich, ein weiteres Jahr dranzuhängen. Vor allem für die etwas Älteren im Boot wäre eine zweijährige Verschiebung – aus beruflicher Sicht - keine Option gewesen. Bender hofft, dass ab dem 20. April wieder andere Trainings-Möglichkeiten bestehen – und wartet auf die Entscheidungen seiner Schützlinge. „Aber die Signale“ stimmen ihn zuversichtlich: der Deutschland-Achter könnte sich wieder in die Riemen legen.
Phase III würde im Spätsommer beginnen. Die soeben verschobene Europameisterschaft in Polen könnte im September stattfinden. Und danach hätten internationale Wettkämpfe plötzlich einen viel höheren Stellenwert als jemals zuvor. Langstrecken-Rennen wie der „Canal-Cup“ in Rendsburg oder andere Konkurrenzen bis in den November hinein würden auch internationale Top-Boote anlocken. „Man braucht Wettkämpfe für die Motivation und kann nicht 14 Monate nur trainieren“, weiß Uwe Bender.
Das Flaggschiff des deutschen Rudersports, bereits siebenmal von den deutschen Sportjournalisten zur „Mannschaft des Jahres“ erkoren, und seine aktuellen Crew-Mitglieder, von Steuermann Martin Sauer bis DRV-Athletensprecher Richard Schmidt, seit zwölf Jahren nonstop im Boot, setzt Zeichen. Damit die Phase IV mit einem weiteren Gold-Finale auf dem Wasser enden kann.

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