Reiter stehen in den Startboxen

„Die gesamte Saisonplanung wurde durch Corona durcheinandergewirbelt“, sagt Dr. Dennis Peiler (41), „jetzt muss sich auch der Sport hinsichtlich seiner Planungen beweglich zeigen.“ Der ehemalige Voltigierer (1999 Deutscher Meister, 2007 EM-Fünfter) ist seit 2012 Geschäftsführer des Bereiches Sport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) in Warendorf. In London 2012 und Rio 2016 war der promovierte Sportwissenschaftler, Voltigierrichter und Referent in der Traineraus- und -fortbildung jeweils Chef de Mission.

Wie hat sich der Verband durch die Corona-Krise verändert? Gibt es Erfahrungen die man aus den Entwicklungen und Erlebnissen nutzen kann?
Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass Videokonferenzen eine sehr praktikable Lösung sind. Auch die Arbeit aus dem Homeoffice/Mobile Office hat sich bewährt. Beides wird sicher auch nach Corona noch häufig genutzt werden. Die Ausschöpfung der digitalen Möglichkeiten wird sicherlich dazu führen, die Reisetätigkeiten auf ein notwendiges Maß einzuschränken. So ist es nicht immer erforderlich für eine zweistündige Sitzung quer durch die Republik zu reisen.

Bleiben alle Kader-Athlet*innen, die von der Olympia-Verschiebung betroffen sind, bei der Stange?
Die allermeisten unserer Kadermitglieder sind in der glücklichen Lage, ihre Pferde auf privaten Reitanlagen untergebracht zu haben, wo sie auch in der Corona-Zeit weiter, wenn auch etwas eingeschränkt, trainieren konnten. Natürlich ist es für alle schwierig, wenn die sportlichen Ziele wie etwa Olympische und Paralympische Spiele und große Turniere wie der CHIO Aachen ausfallen. Sie müssen sich dann neu fokussieren. Die gesamte Saisonplanung wurde durch Corona durcheinandergewirbelt. Es ist für alle eine Herausforderung, konzentriert weiter zu arbeiten, aber glücklicherweise gelingt das den allermeisten. Sie wurden von den Bundestrainern auch weiter telefonisch und per Videoanalyse gut betreut.   

Fix ist, dass die Wahl „Sportler des Jahres“ unter den Sportjournalisten auch 2020 durchgeführt wird. Auch wenn das Sportjahr Anfang März abrupt endete, glaubt Ihr dennoch, dass sich „geeignete“ Anwärter auf die Titel finden werden?
Ja, es werden sich geeignete Kandidatinnen und Kandidaten auch außerhalb von erbrachten Leistungen bei Welt- und Europameisterschaften finden lassen. Herausragende Leistungen bei Deutschen Meisterschaften und im Weltcup können sicherlich etwas mehr in den Fokus rücken als in vorherigen Jahren.

Wird der Sport „danach“ womöglich generell ein anderer sein?
Das bleibt abzuwarten, denn in diesen Zeiten können wir nicht allzu weit in die Zukunft schauen. Fakt ist, dass sich auch der Sport hinsichtlich seiner Planungen beweglich zeigen muss.

Nachdem der Fußball wieder rollt,  und die UCI einen prallvollen Rad-Herbst-Kalender präsentiert, die Frage ob Ihr Verband ebenso in Vorausplanungen für einen „heißen Herbst“ ist?
Glücklicherweise dürfen in einigen Bundesländern schon jetzt wieder Reitturniere unter strengen Hygienemaßnahmen stattfinden. Fraglich bleibt, wie sich die Situation international weiterentwickelt. Wir müssen hoffen, dass die positiven Entwicklungen der Neuinfektionen in Europa anhalten. Die meisten Reiterinnen und Reiter und viele Veranstalter stehen in den Startboxen. Sie warten darauf, den Weg zurück in die sportliche Normalität gehen zu dürfen.

Foto: FN-Archiv

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