Sabine Spitz: Sit & Wait in Südafrika

Es könnte alles so schön sein. „Der Winter zeigt sich von seiner guten Seite“, berichtet Sabine Spitz aus George an der südafrikanischen Traum-Straße Garden Route, oft klettert das Thermometer auf 25 Grad. Und doch fühlt sich die MTB-Olympiasiegerin von Peking wie in einem Käfig. Eigentlich hatte sie wieder den Mountainbike-Klassiker Cape Epic bestreiten wollen, der dann drei Tage vor dem Startschuss abgesagt wurde. Und seither hat die Corona-Krise das Land am Kap im Griff. Das bedeutet derzeit: keine Chance auf einen Rückflug in die Heimat – um am Freitag ihrem Vater zum 80. Geburtstag zu gratulieren. 

Eigentlich hatte die erfolgreichste deutsche Cross-Fahrerin, die ein komplettes Olympia-Medaillen- Set gewann, ihre Karriere im letzten Herbst beendet, der gnadenlose Marathon durch die Wildnis sollte noch den Schlusspunkt setzen. „Aber dann kamen fünf Wochen Hauspflicht, erst im Mai durfte man sich wieder von 6 bis 9 Uhr innerhalb eines Radius von fünf Kilometer sportlich betätigen.“ Jetzt kann sie, den „Passierschein“ immer in der Tasche, sich wieder mehr bewegen, auch erste Abschläge mit dem Golfschläger (George gilt als Mekka dieses Sports mit den angeblich schönsten Plätzen des Kontinents) waren möglich. „Aber am Handicap konnte ich noch nicht arbeiten.“

Kontakte zur Botschaft und dem Auswärtigen Amt halfen Sabine Spitz (48) nur wenig, lediglich einige deutsche Ingenieure konnten mit einem One-Way-Rückflug versorgt werden. „Sit & wait“ nennt sie ihre derzeitige Situation, Beanstandungen ob des am 18. Juni abgelaufenen Touristen- Visums muss sie jedoch nicht befürchten. Also geht der Blick zurück. Im letzten Dezember durfte sie bei der Gala „Sportler des Jahres“ den Vorbildpreis der Sparkassen entgegennehmen. „Das kam für mich völlig überraschend und war ein wunderschöner Moment.“ Der Förderpreis ermöglichte ihr, zwei Vereine am Oberrhein zu unterstützen und kam Charity-Projekten ihrer „In Via“-Stiftung zu Gute. 

„Wie viele hoffe ich, dass die Veranstaltung in Baden-Baden stattfindet, dort andere Sportler zu treffen ist ein Erlebnis – die Gala ein familiäres Zusammenstehen.“ Die Community ihrer Stock-und- Stein-Spezies muss aktuell nur Absagen verkraften. Die Weltcups in Lenzerheide, Les Gets, Val di Sole wurden gecancelt. Vielleicht gelingt eine Doppel-Veranstaltung an zwei Wochenenden im tschechischen Nove Mesto im September. Dann würde Sabine Spitz wieder den Live-Stream begleiten – und endlich ehemalige Konkurrentinnen sehen. „Für sie ist die Situation extrem. Wie kann man beim intensiven Training seinen Schweinehund überwinden, wenn ich nicht weiß, wofür?“

Im heimischen Bad Säckingen wollte die Weltmeisterin von 2003 (Cross Country) und 2009 (Marathon) im Spätsommer Fahrtrainings organisieren, Intensiv-Coachings anbieten. Aber alle Pläne hängen vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. „Hier ist noch keine Abflachung der Kurve zu beobachten, zuletzt verdoppelte sich die Zahl der Infektionen innerhalb von anderthalb Wochen.“ Die Nationalparks bleiben geschlossen, ihr Bike steht vorwiegend in der Garage. „Aber wir sind dieser Lage doch alle ausgeliefert.“ Sabine, die in ihrer Karriere Höhen und Tiefen in teilweise brutaler Folge erlebte, bleibt zuversichtlich. „Ich bin mental positiv.“

Bild: Sabine Spitz

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