Levy: Eine Schraube für eine Medaille

Petrus meint es in den ersten Juni-Tagen gut mit Radsprinter Maximilian Levy. Jeden Tag Sonne und angenehme Temperaturen, die Lausitz präsentierte sich als Toskana des Ostens. „Mit meinem Trainer Eyk Pokorny bin ich jeden Tag auf der Bahn. Wir arbeiten ganz allein in Cottbus an meiner Fitness. Ich will bei meinem vierten Olympiastart noch einmal mit einer Medaille nach Hause fliegen“, verrät der viermalige Weltmeister und dreifache olympisch Medaillengewinner unumwunden.

Eigentlich wollte „Max“, er feiert am 26. Juni seinen 34. Geburtstag, 2020 - nach Tokio - die Pedalriemen locker schnallen. „Dann wurde wegen der Pandemie Olympia verschoben, also schob ich mit und hing noch ein Jahr dran“, plaudert der Bike-Crack locker wie immer. So einfach wie sich das anhört, war das mit dem Dranhängen aber nicht. „Durch die Pandemie standen wir mit unserer Familie vor völlig neuen Problemen.  Meine Frau Madeleine ging morgens zur Arbeit und ich betreute die Kinder.“ Mittags löste die mehrfache Deutsche Radsport-Ex-Meisterin ihren Mann ab.  „Manchmal beneidete ich meine Sportkameraden, die sich nach dem Vormittag-Training zur Mittagsruhe hinlegen konnten. Ich war nach meinem Familien-Programm mit unseren Töchtern Tena, Mila und Sohn Linus genau so fertig wie die Jungs nach dem Training. Doch Eyk wartete schon auf der Radrennbahn auf mich. Müde? Hilft nichts. Also los.“

Die Mühen zahlen sich aus. Die Olympia-Qualifikation bestand der Edelsprinter mit Bravour. „Bis zum Abflug nach Tokio bleiben wir jetzt in der Frankfurter Oderlandhalle und holen uns den letzten Schliff. Wir wollen kein Risiko durch vieles Herumreisen eingehen“, erklärt Levy. Er ist zufrieden, dass die Pandemie offensichtlich abebbt, denn nicht nur als Radprofi fühlt er sich eingeengt. „Einmal ging ich mit unserem einjährigen Sohn Linus Schuhe kaufen. Da spürte ich, wie schlimm Masken auf Kinder wirken können. Der Junge hatte unheimlich Angst. Erst als die Verkäuferin ein Stückchen ihres Gesichtes zeigte, beruhigte er sich.“

Die letzte Motivation holte sich der gebürtige Berliner bereits im Oktober 2020 bei den Bahnrad-Europameisterschaften. Er trat dort auf eigene Kosten als Einzelstarter an, der deutsche Verband hatte wegen der Corona-Pandemie abgesagt. „Ich flog mit zwei Goldmedaillen (Anm.: Sprint und Keirin) nach Hause. Das hat mich aufgebaut.“

Maximilian demonstrierte schon mehrfach sein Kämpferherz. Levy knallte beim Weltcuprennen 2014 in Kolumbien mit voller Wucht auf die Piste. Die Schulter war gebrochen, Sehnen und Muskel zerrissen. „Die Ärzte in Birkenwerder bei Berlin aber bekamen die Schulter wieder hin.“ Zwölf Tage vor dem Startschuss der Berliner Six Days 2017 lag der Sprinter noch bei Dr. Karsten Labs auf dem OP-Tisch im Humboldt-Klinikum in Berlin. Er war beim Training gestürzt und hatte sich wieder einmal einen komplizierten Schlüsselbeinbruch zugezogen. Mit einer Metallplatte und sieben Schrauben in der Schulter raste Levy beim Rundenrekordfahren mit 71,6 km/h um die Berliner Piste. Nach diesem Rekord umarmten sich Arzt und Radler. „Wir haben mit der schnellen Heilung, einen gemeinsamen Sieg gefeiert“, freute sich der Arzt damals. „Hoffentlich müssen die Schrauben nicht nachgezogen werden“, witzelte Maximilian. Aber so kam es. Der Körper reagierte

Bild: Uli Hugger

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.