Letztes Eisschnelllauf-Gold vor zwölf Jahren

Klein, aber ob die deutschen Eisschnellläufer bei Olympia auch oho sind, wird sich zeigen. Auf alle Fälle reisen die Eisflitzer mit einem Minimal-Aufgebot von sechs Startern, jeweils drei Männer und Frauen, in die chinesische Metropole. Die letzten olympischen Einzelstrecken-Medaillen (Silber) gewannen 2010 in Vancouver Stephanie Beckert und Jenny Wolf. Die letzte Goldmedaille holte das Team in der Verfolgung (Anschütz-Thoms, Friesinger-Postma, Beckert, Mattscherodt), ebenfalls in Kanada. Bei den Männern stürmten vor 30 Jahren 1992 in Albertville mit Olaf Zinke und Jens Uwe Mey zwei Berliner zu Gold. Die letzte Medaille für Deutschland erkämpfte der Dresdner Jens Boden vor 20 Jahren mit Bronze über 5000 m in Salt Lake City.

Erfolgreichste deutsche Eisathletin ist Fahnenträgerin Claudia Pechstein, die es auf insgesamt neun Medaillen (fünfmal Gold) bringt. Zum letzten Mal winkte die 49-Jährige 2006 in Turin nach der Teamverfolgung von der obersten Stufe des Siegertreppchens. Für Peking packte die Berlinerin zum achten Mal ihr Gepäck für Olympia und kommt im Massenstart sowie über 3000 Meter zum Einsatz. Erstmals unter den fünf Ringen bewegt sich die Berlinerin Michelle Uhrig (1500 m, Massenstart), nach zahlreichen gesundheitlichen Rückschlägen und Unfällen ein fast wundersames Comeback. Die Bundespolizistin vom TSC Berlin wurde 2020 beim Radtraining von einer unaufmerksamen Autofahrerin erfasst. „Ich lag plötzlich auf der Straße“, erinnert sich die 26-Jährige. Gehirnerschütterung, Hals- und Brustwirbel gestaucht, Knie verletzt. Carbon-Rad und Helm waren Schrott. „In der Pandemie war das besonders schlimm. Vier Wochen kein Training und dazu viele Rennereien zu Anwälten und Versicherungen“.

Ähnlich geht es Anne Seidel. Die Dresdnerin war einer der besonderen Härtefälle bei der Olympianominierung. Die Shorttrackerin hatte sich im März vorigen Jahres Schien - und Wadenbein gebrochen. Erst spät konnte sie wieder ins Training einsteigen. Jetzt erlebt die 24-Jährige ihre dritten Winterspiele und hält auf der kurzen Bahn alleine die Fahne der DESG hoch.

Inzells Joel Dufter wird immer schneller. Beim Weltcup in Salt Lake City knackte er mit der Top-Performance von 34,200 Sekunden (500 m) den deutschen Rekord des Chemnitzers Nico Ihle. Noch mehr traut sich der Sprinter über 1000 m zu – allerdings kann er, nach einer Infektion, erst später die Reise nach Asien antreten. Die olympische Atmosphäre kennt der Erfurter Patrick Becker bereits seit 2010. Auf einem Siegerpodest stand er dort noch nicht. Das hat sich Langstrecken-Ass Beckert, über 10 km schon mehrfach auf dem WM-Treppchen, für Olympia vorgenommen. „Was soll ich jetzt Alarm machen. Ich konzentriere mich auf Peking, dort will ich eine Medaille,“ konstatierte er die Ergebnisse während des bisherigen Weltcup-Winters.

Ein ganz „neuer“ Mann im deutschen Dress ist der Darmstädter Felix Rijhnen, in Calgary über 5000 m sogar 59 Hundertstel schneller als Beckert. Mit 31 Jahren ein olympischer Novize – und durchaus für eine Eis-Überraschung gut. Der zweimalige Weltmeister und Berlin-Marathonsieger 2019 auf Inlineskates, schaffte beim zweiten Anlauf den Tausch von Rollen auf Kufen. Sensationell ein dritter Platz im Massenstart, wo sich der „Umsteiger“ besonders wohl fühlt. Die neue DESG Sportdirektorin Nadine Seidenglanz, mit dem französischen Eisschnelllauf-Trainer und Ex-Inliner Alexis Contin verheiratet, moderierte den Sportart-Wechsel. Rijhnen startet über 5000 m (am dritten Olympia-Tag) sowie beim „Ellbogenfight“ im Massenlauf – nur 24 Stunden vor der Abschlussfeier der XXIV. Winterspiele.

Bild: picture alliance

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