„Heute ist Gold-Tag“: Emotionale Achterbahnfahrt für Forster
Ein nicht mehr für möglich gehaltener Sieg für Anna-Lena Forster in der Super-Kombination und ein zweiter und dritter Platz im Langlauf über 15 Kilometer klassisch – am dritten Wettkampftag bejubelte das deutsche Team einen ganzen Medaillensatz.
Anna-Lena Forster wusste nicht, wohin mit ihren Emotionen. „Ich habe nicht mal eine Ahnung, was für ein Tag heute ist“, sagte die Monoskifahrerin, die in der Super-Kombination zum ersten deutschen Gold der Paralympics in Peking tanzte – und lachte laut und herzlich. Das war nicht selbstverständlich, denn am Vormittag waren der deutschen Fahnenträgerin bittere Tränen der Enttäuschung über die Wangen gekullert.
6,07 Sekunden Rückstand auf die japanische Dominatorin Muraoka und nur Platz vier nach dem Super-G waren für Forster ein Schock. Sie, die Paralympics-Siegerin von 2018 und Weltmeisterin, wollte diese Goldmedaille, die plötzlich so weit entfernt schien. Bundestrainer Justus Wolf glaubte weiter daran, er baute sie auf, ließ sie Slalom trainieren, auf andere Gedanken kommen, sprach ihr Mut zu. Aber Forster? „Ich dachte mir: red‘ du nur, das wird eh nix.“
Im Nachhinein war es für Forster, die in den vergangenen Monaten viel Mental-Training bedtrieb, genau der richtige Weg. Im Slalom war sie voll da und konnte sogar noch einen kleinen Fehler im Schlusshang verkraften. 0,77 Sekunden Vorsprung auf Muraoka – ihre erste Peking-Goldmedaille! "Es ist verrückt. Ich weiß, dass ich im Slalom gut bin. Aber dass ich über sechs Sekunden aufholen kann, hätte ich niemals gedacht“, sagte die 26-Jährige: „Es war eine Achterbahn der Gefühle. Jetzt bin ich so durchwühlt, dass ich gar nicht weiß, was ich denken soll. Für mich war ein Ausfall von ihr die einzige Chance. Doch noch Gold zu holen, war so emotional und auch erleichternd, weil viel Druck von außen kam.“
Nach Silber in Abfahrt und Super-G hat Forster nun schon drei Medaillen in Peking – und im Riesenslalom und Slalom beste Chancen auf weitere. Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, Friedhelm Julius Beucher, half ihr dann beim Gratulieren sogar mit dem Wochentag auf die Sprünge: „Leni, heute ist Gold-Tag.“
Nächste Medaillen für Kazmaier und Walter
Im Para Langlauf über 15 Kilometer klassisch feierten die 15-jährige Linn Kazmaier und die 18-jährige Leonie Walter ihre jeweils zweiten Medaillen. Mit den Guides Florian Baumann und Pirmin Strecker zeigten beide ein starkes Rennen. „Irgendwann auf der letzten Runde habe ich gedacht: Die Silbermedaille gebe ich jetzt nicht mehr her“, sagte Kazmaier, die jüngste deutsche Athletin – und ihre erneut mit Bronze dekorierte Zimmerkollegin war im Kopf schon beim nächsten Wettkampf: „So kann es weitergehen.“
Bild: Mika Volkmann / DBS