Rothfuss‘ Bronze-Coup „erzählt eine Lebensgeschichte“
Immer wieder schloss Andrea Rothfuss die Augen, atmete tief durch und blickte ungläubig und kopfschüttelnd ihre Bronzemedaille an: „Diese Medaille ist hat die größte Bedeutung für mich, sie ist mir am meisten wert. Sie ist die beste und die schönste.“ Dazu muss man wissen: Rothfuss ist zum fünften Mal dabei, war 2014 in Sotschi Paralympicssiegerin und hatte vor dem heutigen Tag Gold, neun Mal Silber und drei Mal Bronze bei Winterspielen gewonnen. Der dritte Platz in ihrer Lieblingsdisziplin Riesenslalom hat dennoch eine andere Dimension –weil sie selbst nicht daran geglaubt hatte, nachdem sie im Januar bei der Weltmeisterschaft erstmals in ihrer Karriere ohne Podestplatz geblieben war. „Ich wusste um die starke Konkurrenz. Für mich war es ein Ding der Unmöglichkeit. Jetzt hier zu stehen und das Unmögliche geschafft zu haben, ich raffe es noch nicht so ganz“, sagte die fünfmalige Weltmeisterin: „Es ist einfach geil, mir diesen Traum erfüllt zu haben. Ich bin 32 Jahre, nehme seit 16 Jahren und damit die Hälfte meines Lebens an Paralympics teil. Es ist eine Lebensgeschichte, die diese Medaille erzählt.“
Nach dem ersten Lauf hatte Rothfuss noch 1,38 Sekunden Rückstand aufs Podest. Im zweiten legte sie die zweitbeste Zeit hin und verbesserte sich auf Rang drei. Geholfen haben Rothfuss vor allem positive Gedanken. „Alle haben immer gesagt, ich werde hier eine Medaille holen. Ich selbst nicht. Aber ich bin davon überzeugt, dass nach jedem Tief ein Hoch kommt. Im Riesenslalom fühle ich mich wohl. Es ging nicht darum, Spaß zu haben, sondern nur darum, den Arsch zu bewegen und laufen zu lassen.“
Und ungeachtet dessen, dass am nächsten Morgen der Wecker wieder um 5 Uhr früh zum abschließenden Slalom klingeln würde, wollte sich Rothfuss den Moment auf der Medals Plaza in Yanqing „gönnen“. Ihr Team jubelte ihr zu und sie war happy: „Ich genieße es, dass ich das nochmal erleben darf“.
Bild: Mika Volkmann/DBS