„Mannschaft des Jahres“ on the road again

„Die faulen Tage sind vorbei“, formulierte es Lisa Brennauer so nett, denn auch die Fahrerinnen der „Mannschaft des Jahres“ 2021, des hypererfolgreichen Bahnrad-Vierers, sind zurück im Rennmodus. So sitzen die rasanten Gold-Girls Brennauer, Lisa Klein, Franziska Brauße, Laura Süßemilch und Mieke Kröger zum Teil seit Februar wieder für ihre Straßenteams im Sattel. Meist als Helferinnen der Kapitäninnen von Ceratizi-WNT Pro Cycling, Human Powered Health, Canyon//SRAM Racing und Plantur-Pura bei den berüchtigten Frühjahrsklassiker in Belgien, Frankreich und den Niederlanden. Dem eiskalten Wind und Wetter und den Pflastersteinen ausgesetzt.

Anders als dort, wo sie 2021 glorreich und nur im eigenen Fahrtwind ihre gemeinsamen Titel hamsterten, auf den Bahnen von Tokio, Roubaix und Grenchen. Mit Olympia-Gold, Weltmeister-Trikot, Europameistertitel und Weltrekord-Flut waren sie im vergangenen Jahr das Nonplusultra in der Welt des Velodroms.

Das genial Erreichte beflügelt. Wie etwa bei Laura Süßemilch, die wie ihre Kolleginnen bis zuletzt von Ehrung zu Ehrung sprang. Auf dem Rad spürt sie nun eine Brise mehr Selbstbewusstsein hier und auch mehr Gelassenheit da.  Franziska Brauße bemerkt einen „entspannten Leistungsdruck, wenn man das Olympiajahr hinter sich hat. Andererseits schauen die Leute halt eben auch ganz anders auf einen, weil man die Olympiamedaille zuhause hat.“ 

Am 16.April warten nun die berüchtigten Pavés der „Hölle des Nordens“ von Paris-Roubaix. Zum Beispiel auf das „Pokerface“ von Lisa Brennauer, die ein bisschen später als die anderen mit der „Ronde van Vlaanderen“ sowie „Gent-Wevelgem“ in die Saison eingestiegen war. Als besondere Ziele 2022 pinnt sie sich vor allem die Premiere der „Tour de France Femme“ im Juli  und die European Games im August in München an die Wand. „Klar, in der Heimat ist so ein großes Event total cool“, freut sich die 33-Jährige auf die Heim-EM auf Bahn und Straße. Weiteres Highlight wird die Bahn-WM im Herbst in Paris. Auf den ersten Stopp des UCI-Bahnradsport-Nationencup in Glasgow Ende April muss sie verzichten. Die Berufssoldatin büffelt für den Abschluss ihrer beruflichen Ausbildung zur „Kauffrau für Büromanagement“. Ein Kompaktkurs für Spitzensportler.

Mannschaftskollegin Mieke Kröger, die mit dem irren Druck in den Beinen, hat Glasgow im Visier. „Das wird bestimmt ganz besonders dann im Weltmeistertrikot zu fahren, mit den goldenen FES-Stickern, da freue ich mich schon voll drauf.“ Die Bielefelderin gönnt sich während der Saison 2022 eventuell auch mal wieder eine Solo-Rad-Tour. Allein vorne raus, so wie sie es schon ab und an wagte. „Einfach, um mich auch mal wieder zu erden. Nicht, dass ich abgehoben bin, das kann ich nicht beurteilen, aber eben um mich mal wieder auf andere Gedanken zu bringen, mich mal wieder zu spüren und so.“ Diesmal vielleicht in Frankreich. Ein Familien-Kaffeeklatsch in Bonn erinnerte die 28-Jährige kürzlich nochmals daran, wie besonders das zurückliegende Jahr war und wie „cool“ der Abschluss mit der Auszeichnung in Baden-Baden. Auch bei Laura Süßemilch sind die Erinnerungen an den „Sportler des Jahres“ noch frisch: „Was da an Fanpost und Nachrichten kam, hätte ich nie gedacht.“

Zurück aber auch direkt in die Zukunft blickte im März der Präsident des Bund Deutscher Radfahrer, Rudolf Scharping im Jahresbericht: „Stellvertretend für alles, worauf wir stolz sind, gerade auch im Leistungssport, nenne ich die Wahl des Bahn-Vierers der Frauen zur „Mannschaft des Jahres“. Das ist eine herausragende Anerkennung für ebenso herausragende Leistungen – und es ist Ansporn, denn wir nähern uns ja den Vorbereitungen der Olympischen Spiele 2024 in Paris.“

Bild: Pressefoto Baumann / Hansjürgen Britsch

 

 

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