Die Finals – beeindruckendes Event
Da schien sich am Sonntag sogar der Berliner Fernsehturm anerkennend vor den Leistungen der 2200 Athletinnen und Athleten ehrfurchtsvoll zu neigen. In 14 Sportarten wurden nach interessanten und hartumkämpften Duellen 190 Meister gekürt. Triathlon-Champion Lasse Lührs lobte nach seinem Sieg auf dem Gelände vor dem Berliner Olympiastadion die Fans: „Ich freue mich über den Sieg auch deshalb, weil durch die mobilen Zielanlage vor dem Stadion etwas ganz Besonderes geschaffen wurde.“
Im Olympiastadion baten die Leichtathleten um Aufmerksamkeit. Auf der blauen Kunststoff-Bahn gab es durch Gina Lückenkemper mit 10,99 Sekunden ebenso eine Topzeit über 100 m zu bewundern wie die 67,10 m im Diskuswerfen der Frauen durch die Potsdamer Olympiazweite Kristin Pudenz. Ziemlich gerührt gestand Sprinterin Lückenkemper unter Tränen: „Eine Zeit von 10,99 ist immer noch etwas Besonderes, da darf man schon einmal heulen.“ Ihren Sieg verdankt die Soesterin nach ihrer Meinung Trainer Lance Braumann, bei dem sie in Florida trainiert. Ihrer Favoritenrolle gerecht wurde Olympiasiegerin Malaika Mihambo. Mit einer Weite von 6,85 Meter flog die dreimalige „Sportlerin des Jahres“ zu ihrem sechsten Meistertitel. Bis zu den Weltmeisterschaften in Oregon/USA (15. bis 24. Juli) bleiben auch noch Zeit für Optimierungen. Dann will auch Bo Kanda Lita Baehre mit dem Stab hoch hinaus. Mit seinem DM-Titel und einer Höhe von 5,90 m scheinen die Aussichten des Düsseldorfers nicht schlecht. Er wusste, warum er über die Matte tanzte und die etwa 10 000 Zuschauer zum Klatschen animierte. Die drittbeste Leistung des Jahres auf der Welt.
An der Eastside-Galerie mit Start vor der beeindruckenden „Oberbaum-Brücke“ zogen die Kanuten und Ruderer reichlich Gold aus dem Wasser der Spree. Aus dem neuformierte Deutschland-Achter tauchten im Finale die vier Recken - Torben Johannesen/Wolf Niclas Schröder sowie Mattes Schönherr/Olaf Roggensack - das Ruderholz ins warme Badewannen-Wasser. Am Ende kämpfte das Quartett allein um den deutschen Meistertitel im 350-m-Rudersprint. Wolf-Niclas Schröder war von der ansehnlichen Besucher-Kulisse angetan, als er sagte: „Auf dem Weg zu den Saisonhöhepunkten war das ein wichtiger Sieg. Unsere Sprintfähigkeit haben wir heute nachgewiesen.“ Einen schönen Abschied bereiteten die Fans der Leipziger Ruderin Katarina Thiele. Die 37 Jahre alte Leipziger Olympiasiegerin, zweimalige Olympiazweite und mehrmalige Weltmeisterin beendete ihre 25-jährige Karriere mit einer Bronzemedaille. „Damit habe ich einen schönen Abschluss meiner langen Karriere geschafft“, freute sich Thiele, stieß mit ihren Freuden, Fans und Ruderinnen mit einem Glas „Rotkäppchen Sekt“ an und ließ später ihre tägliche Weckmelodie „Hulapalu“ von Österreichs-Star Andreas Gabalier vom Handy zur Feier des Tages erklingen. Und 220 000 Fans rockten die Meisterschaften vom Trampolin-Turnen (Ministerin Annalena Baerbock wird´s freuen) bis zum Spitzen-Basketball.
Brustschwimmerin Anna Elendt aus Dreieich (Hessen) schwamm bei der WM in Budapest zu Silber über 100m Brust, setzte sich Sonntag früh um 6 Uhr in den Flieger nach Berlin und ließ sich ein paar Stunden später nach dem Finale über 200 m Brust die goldenen Meistermedaille umhängen. Die 20-jährige Abiturientin wechselte voriges Jahr nach Austin (USA). Neben dem Studium für Sportwissenschaften bereitet sie sich in Texas auf die Olympischen Spiele 2024 vor. Noch eine kleine Sensation gab es im Berliner Europapark. Die 13 Jahre junge, achtmalige deutsche Altersklassen-Meisterin Alina Baievych aus Erlangen, flatterte über 200-m-Schmetterling auf einen sensationellen dritten Rang. Wenn das keine guten Aussichten sind.
Das sah auch Berlins Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) so: „Es war ein beeindruckendes Event – für den Sport und die Stadt… Berlin kann dank exzellenter und moderner Sportstätten herausragende Sportevents ausrichten. Ein Ziel unserer Sportpolitik ist die Förderung der Vielfalt im Sport, dafür stehen DIE FINALS. Mein besonderer Dank gilt auch ARD und ZDF, dank deren Engagement sonst nicht so beachtete Sportarten viel Aufmerksamkeit bekommen haben.“
Bild: picture alliance