Emma, Franzi, Lea: Bahnrad-Power

Drei Goldene, drei Silberne, einmal Bronze – die Medaillen-Ausbeute der deutschen Bahnrad-Asse bei den Bahnweltmeisterschaften 2022 vor den Toren von Paris konnte sich wieder sehen lassen. Bis auf die Silberne von Routinier Roger Kluge (Punktefahren) war es einmal mehr Frauenpower pur.

Die WM begann mit einem Paukenschlag. Die Teamsprinterinnen Lea Sophie Friedrich, Emma Hinze und Pauline Grabosch rasten gegen China mit neuem Weltrekord (45,967 Sekunden) zu Gold, Schon im Halbfinale waren sie die Weltschnellsten. Der dritte WM-Titel nach 2020 und 2021 in Folge. Das „Hors d'oeuvre“ für die Olympischen Spiele 2024 auf dem Velodrom an gleicher Stelle.

Es folgten für die Kurzeit-Amazonen Friedrich und Titelverteidigerin und Europameisterin Hinze Silber und Bronze im Sprint. Beide verloren ihre Läufe in der Königsdisziplin gegen Mathilde Gros aus Frankreich. Emma Hinze komplettierte ihren Medaillensatz durch eine 33,051 Sekunden-Fahrt über 500 m mit Silber. Zwischenzeitlich hatte sich die Halle in einen Hexenkessel verwandelt. Das Heim-Publikum schrie Landsfrau Taky Marie-Divine Kouamé zu Gold. „Ich habe mein Bestes gegeben, wenn jemand schneller ist, ist das so. Ich habe alles aus mir herausgeholt“, sagte die Deutsche. Eine harte Woche, durch die sie sich kämpfte, „aber ich habe es erfolgreich geschafft.“ Emma verzichtete auf das abschließende Keirin-Rennen. Der Körper war platt und setzte ihr nach den beiden vergangenen, intensiven Jahren „ein Zeichen“. Verdiente Pause, Urlaub auf Kreta und auftanken.

Nochmals an ihre Grenzen und wohl auch darüber hinaus, ging ihre Cottbuser Trainingskollegin Friedrich am Schlusstag. Im Keirin triumphierte die Weltmeisterin von 2021 und setzte sich gegen starke Konkurrenz in einem klugen und spannenden Wettkampf die goldene Krone auf. Dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf. „So geheult habe ich noch nie. Ich kann es gar nicht glauben. Das ist einfach nur so schön", brach es aus der 22-jährigen nach der erfolgreichen Titelverteidigung heraus. "Ich wusste, wenn ich die letzte Runde „sterbe“, dann kann ich das packen. Und dann habe ich es durchgezogen.“ Ihre WM-Bilanz: zwei Regenbogentrikots und eine Silbermedaille.

Die letzte Runde! Auf den letzten, langen, sehr harten Metern der 3000-Meter-Einerverfolgung zündete auch Ausdauer-Athletin Franziska Brauße den Turbo. Im Krimi gegen die Neuseeländerin Bryony Botha wuchs sie über sich hinaus. „Ich weiß gar nichts mehr von der letzten Runde“, verriet die 23-Jährige nach ihrem Gold-Coup. Nach Bronze 2020 und Silber 2021 vervollständigte die Eningerin mit einem Kraftakt ihre Medaillensammlung: „Es war ein superharter Kampf für dieses Gold und das Jersey. Es war knapp, es kippte und ich kam zurück“, freute sich die Nachfolgerin von Lisa Brennauer. Die „Legende“ (O-Ton Brauße) hatte zuvor ihre Karriere bei der EM in München beendet.

Ohne Brennauer, Lisa Klein (vorzeitiges Saisonende) und Laura Süßemilch (Rekonvaleszenz nach einem schweren Sturz im Sommer) riss in Paris die Siegesserie des Frauen-Vierers. Die Mannschaft des Jahres 2021, die im vergangenen Jahr alle möglichen Titel gewann, startete mit den Rookies Lena Charlotte Reißner und Lana Eberle, und den Routiniers Mieke Kröger und Franziska Brauße. Das Quartett erreichte den guten sechsten Platz. Die beiden Olympiasiegerinnen machten am Rande des sportlichen Geschehens Schlagzeilen. Sie beschenkten das Frauen-Team von Nigeria mit Zeitfahr-Lenkern. Diese starteten bislang mit simplen Bahnlenkern.

Fazit nach dem Olympiatest des Velodrome National von Saint-Quentin-en-Yvelines: An der Weltspitze ist es richtig eng geworden. Und die Temposchraube wurde massiv angezogen. Bestätigte Franziska Brauße: „Die Bahn ist superschnell und mega gut zu fahren.“ Abzuwarten bleibt: welche der BDR-Power-Girls schafft es auf Podiumsplätze bei der Wahl „Sportler/in des Jahres“. Geliefert haben sie allemal: bei den Championships in München wie jetzt in Frankreich.

Bild: Arne Mill

 

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