Von Freiburg über Stockholm nach Östersund
Beim letzten Weltcup im Para Biathlon gelang Johanna Recktenwald endlich, worauf die 21-Jährige schon lange gehofft hatte: ein Podestplatz im Weltcup - und dann gleich dreifach. Diesen Coup will sie mit Guide Lutz Klausmann bei der Para Ski-nordisch WM vom 21. bis 29. Januar, im schwedischen Östersund wiederholen und ihre starke interne Konkurrenz mit Linn Kazmaier und Leonie Walter ärgern. Bundestrainer Ralf Rombach kann auf ein Team zählen, das viele Medaillenambitionen hegt.
Am Dienstag reiste Johanna Recktenwald mit dem Para Ski nordisch-Team aus Freiburg nach Frankfurt am Main und von dort aus über Stockholm nach Östersund in der schwedischen Region Jämtland. „Ich bin generell positiv und optimistisch gestimmt“, sagt Recktenwald, deren Formkurve zuletzt steil nach oben zeigte.
Nachdem die Athletin des Biathlon-Teams Saarland 2019 bei der Weltmeisterschaft Bronze über 12,5 Kilometer gewonnen hatte, war es in den vergangenen Jahren ruhig geworden. Nur der Sprung aufs Podium gelang ihr nicht mehr - bis zur vergangenen Weltcup-Station im finnischen Vuokatti. Hinter Linn Kazmaier und Leonie Walter vervollständigte sie im Einzel über 12,5 Kilometer das deutsche Podium und ließ zwei Paralympics-Siegerinnen von Peking hinter sich. An den folgenden Tagen legte sie mit Silber auf der Mitteldistanz über 10 Kilometer und Bronze im Biathlon-Sprint nach.
„Das Podium hat sich ziemlich geil angefühlt, ich bin super happy, dass es jetzt mal geklappt hat und ich umsetzen kann, was ich eigentlich draufhabe“, sagte Recktenwald: „Bei mir ist es immer ein bisschen schwierig: Im Training läuft es voll gut und dann klappt es im Wettkampf doch nicht, weil der Kopf nicht mitspielt beim Schießen oder weil ich kurz vorher noch mal krank bin.“ Vor Vuokatti hatte Recktenwald zwar auch eine Grippe und doch holte sie Medaillen, „was die ganze Sache noch mal cooler gemacht hat, weil es mir gezeigt hat: Ich bin ganz gut drauf. Das würde ich auch gerne bei der WM wiederholen.“
Im Trainingslager in Toblach in Südtirol holte sie sich den Feinschliff und fühlt sich fit. Ihre einstige Souveränität am Schießstand, die große Stärke, war ihr beim Paralympics-Debüt in Peking abhandengekommen. „Schießen bereitet mir immer noch Sorgen, weil das seit Peking ein Kopfproblem geworden ist“, sagt Recktenwald: „Ich konnte das aber zum Ende im Weltcup schon besser umsetzen und deswegen hoffe ich, dass ich mir da nicht allzu viele Gedanken machen muss und vom Kopf her frei bin.“ Dann dürfte vier Jahre nach der Bronze-Premiere bei einer Weltmeisterschaft auch das nächste Edelmetall greifbar sein.
Wie auch für die anderen Deutschen: Andrea Eskau als erfolgreichste Athletin ist zurück und könnte der bisher stark aufgelegten Anja Wicker Konkurrenz machen. Sprint-Paralympics-Silbermedaillengewinner Marco Maier ist ebenso heiß auf die WM wie die Paralympics-Siegerinnen Kazmaier und Walter und Nico Messinger, der mit Guide Robin Wunderle im Weltcup jüngst seinen Premieren-Sieg feiern durfte.