Alpine Ski-WM: Kein Druck

Das Beste kommt wahrscheinlich zum Schluss, die größten deutschen Hoffnungen bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Courchevel und Meribel (ab Montag). Die ruhen nämlich vor allem auf Lena Dürr und Linus Straßer im Slalom, und der wird traditionell zum Abschluss der Titelkämpfe ausgetragen. Die beiden gehören aber auch in den Parallelwettbewerben ein paar Tage zuvor und gemeinsam im Team zu den Medaillenkandidaten. Während Straßer in diesem Winter zwar sehr gute Auftritte gezeigt hat, aber auch ein paar Mal ausgeschieden ist, zuletzt in Schladming schon am zweiten Tor, befindet sich Dürr in der Form ihres Lebens. Die 31-Jährige vom SV Germering stand in den vergangenen vier Torläufen stets auf dem Podest – und im letzten vor der WM sogar ganz oben. In Spindlermühle beendete sie die Siegesserie von Mikaela Shiffrin aus den USA und gilt nun bei der WM als erste Jägerin der besten Skirennläuferin der Geschichte.

Dass die Speedabteilung wie vor zwei Jahren in Cortina d’Ampezzo dem Deutschen Skiverband eine erfolgreiche erste Woche beschert, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Am ehesten ist noch Kira Weidle eine Medaille in der Abfahrt zuzutrauen, immerhin stand die Starnbergerin in dieser Saison schon zweimal auf dem Siegerpodest.

Die schnellen Männer dagegen reisen mit Ausnahme von Andreas Sander, der am letzten Weltcup-Wochenende vor WM-Beginn mit einem vierten Platz aufsteigende Form bewies, nicht mit einem sehr ausgeprägten Selbstbewusstsein in die französischen Alpen. Romed Baumann geriet nach gutem Saisonstart zuletzt etwas außer Tritt. Bei Josef Ferstl, der vor zwei Jahren verletzungsbedingt die WM verpasst hatte, wechselten sich in diesem Winter gute und schlechte Auftritte ab, so dass Cheftrainer Christian Schwaiger von „zwei Pepi Ferstl“ berichtete, die er immer wieder gesehen habe. Der eine Ferstl, der gute, der hatte in Gröden mit Platz sechs sein bestes Abfahrtsergebnis geschafft, der andere, der schlechte, verpasste ein paar Mal sogar die Top 30.

Und der Kitzbühel-Sieger von 2018, Thomas Dreßen, hat nach zwei Jahren Rennpause festgestellt, dass zur absoluten Weltspitze „noch ein gewisser Abstand“ da sei. Auf der anderen Seite weiß er, dass es auch ganz schnell gehen könne, wenn „ich mich wohl fühle“, wenn er die für ihn ganz neue Strecke in Courchevel schnell in den Griff bekommt. „Warum soll ich dann nicht vorne mitfahren können?“

Im Vergleich zu den vergangenen Großereignissen hat der Sportvorstand des DSV, Wolfgang Maier, die Erwartungen sogar etwas heruntergeschraubt. Nicht mehr drei Medaillen wie noch vor Cortina und den Olympischen Spielen in Peking im vergangenen Jahr gibt er als Ziel aus, sondern nur noch zwei. Auch um den Druck etwas von der Mannschaft zu nehmen, die die Vorgabe bei der WM 2021 zwar überboten hat mit dreimal Silber und einmal Bronze, dafür aber in China an den eigenen Erwartung gescheitert ist und lediglich mit einmal Edelmetall (Team-Silber) nach Hause fuhr. „Schön wäre es, wenn wir sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern eine Medaille gewinnen würden“, sagte Maier. Gerne auch schon in der ersten Woche.

Bild: picture alliance

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