Sommermärchen für Ungarn

„Diese WM in Budapest war eine der Besten in der 40jährigen Geschichte der Weltmeisterschaften“, bilanziert World Athletics-Präsident Sebastian Coe. Über 300.000 begeisterte Zuschauer, fast „magische Stimmung“, wie es Zehnkämpfer Leo Neugebauer beschrieb, ein fachkundiges und faires Publikum haben ein neues Sommermärchen nach der EM von München geschrieben. Erinnerungen an die denkwürdige WM 1993 in Stuttgart werden da wach.

202 Nationen bei diesem Ereignis vermitteln die weltumspannende Idee der Leichtathletik und dieser WM. Der Medaillenkuchen wird in immer kleinere Stücke für immer mehr Länder aufgeteilt. Die Leichtathletik ist noch globaler geworden. Am Nationalfeiertag Ungarns zu Beginn der WM waren eine Millionen Menschen in der ungarischen Hauptstadt rund um die Donau und auf den Brücken unterwegs, um ein gigantisches Feuerwerk und Flugdemonstrationen zu erleben. Jeden Abend waren 37.000 Zuschauer im Stadion.

Die Stars dieser WM: die Sprintkönige Noah Lyles (dreimal Gold) und Sha`Carri Richardson (zwei Titel, beide USA), Faith Kipyegon (Kenia), als „schwebende“ Läuferin, Armand Duplantis als König der Lüfte, Karsten Warholm bleibt der Dominator über die Hürden. Für die Stars gibt es keine Pause: schon am Donnerstag steht in Zürich bei der Diamond League das nächste Highlight an.

Leider wurde diese WM für Deutschland zur schlechtesten in der 40 jährigen WM-Geschichte. Die positiven Beispiele aus deutscher Sicht: Geher Christopher Linke wurde mit zwei Deutschen Rekorden zweimal Fünfter, Hochspringer Matthias Potye scheiterte nur durch einen Fehlversuch mehr an Bronze, Hindernisläuferin Olivia Gürth rannte mit persönlicher Bestleistung ins Finale. Kugelstoßerin Yemisi Okunleye überraschte im Vorkampf mit einer Bestleistung von 19,44 Meter.

Zu einem großen emotionalem Ereignis wurde der Zehnkampf. Zwar gab es für den schwäbischen Shootingstar Leo Neugebauer nicht die erhoffte Medaille, sein Fanklub von den Fildern bei Stuttgart, wo Neugebauers Eltern wohnen, sorgte für mächtig Stimmung. „Das war ein magischer Wettkampf“ freute sich Neugebauer. Nach seinem Besuch im ZDF-Sportstudio am kommenden Samstag fliegt der 23-Jährige nach Austin/Texas zurück um am Dienstag wieder im Hörsaal zu sitzen. „Die Olympischen Spiele in Paris werden 2024 mein ganz großes Highlight werden“, freut er sich schon jetzt.

Für Ex-Weltmeister Niklas Kaul, zweimaliger Sportler des Jahres, war der Wettkampf nach drei Disziplinen zu Ende. Eine alte Fußverletzung war wieder aufgebrochen.

Eine andere Botschaft dieser WM: Ungarn ist moderner und freundlicher geworden, trotz oder mit Viktor Orbán. Und die andere: Budapest, diese weltoffene Stadt an der Donau kann auch Olympia, das ist von verschiedenen Seiten zu hören. Mit einigen neuen Sportstätten wie das Központ-Stadion, die nach dem Modell der Kölner Arena gebaute Laslo Papp-Halle, das Puskas-Stadion sind offenichtlich Teil einer langfristigen Strategie, an deren Ende eine Olympiabewerbung für 2036 (oder danach) stehen könnte. Noch immer gibt es in der Gesellschaft allerdings Bedenken: solange man so viele soziale Probleme habe, seinen Milliarden für ein Olympiaprojekt nicht angebracht. Diese Leichtathletik-WM hat olympischen Ansprüchen schon mal genügt.

Bild: picture alliance

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