Sportler des Jahres - Juli 2018

Berlin: EM der Superlative

In Berlin laufen sich die Fans und Organisatoren für die Leichtathletik-Europameisterschaften (7. Bis 12. August) schon richtig heiß. Kommunikations-Direktor Claus Frömming lässt als ehemaliger Sportjournalist alle seine Drähte glühen, um das „Festival der Bizeps“ in Deutschlands Hauptstadt im Gespräch zu halten. Seit Tagen kündet der 50 m hohe umhüllte Glockenturm an der Gedächtniskirche von dem Großereignis. Am Breitscheidplatz werden am 6. August die EM und die Europäische Meile eröffnet. Dort starten auch die Marathonläufe. Eine blaue Tartanbahn schlängelt sich dann zwischen Tauentzien und Zoo-Palast. Überall in der Stadt weisen große bunte Plakate auf die bevorstehende Show der Spikes hin. Leichtathleten und Organisatoren präsentieren sich konsequent in den Medien und machen auf das große Sportereignis mit 1600 Athleten und Athletinnen aus ganz Europa aufmerksam.

In der U-Bahn laufen Videos über das Olympiastadion. Diese Fünf-Sterne-Arena mit ihrer bewegten Geschichte wäre ja selbst dann ein Besuch wert, wenn auf der Rasenmitte nur ein Schaukelpferd aufgestellt würde... Es gibt im und unter dem Stadion unheimlich viel zu sehen. Die Reisebusse reihen sich schon in der Schlange auf dem olympischen Platz ein. „Das Stadion ist voll mit Hightec ausgerüstet“, verrät Frömming. Auf der blauen Bahn rannte Usain Bolt immerhin über 100 und 200 m Weltrekorde. Die 9,58 Sekunden resp. 19,19 Sekunden stehen bis heute unangefochten wie ein Fels in der Brandung.

Über 250 000 Tickets fanden bisher Abnehmer. Mit 300 000 verkauften Karten rechnet Hans-Georg Felder, PR-Manager der Leichtathletik-EM. Nach den Sprints, Läufen und Würfen geht die Show weiter: ab 22 Uhr am Breitscheidplatz mit der „Golden Hour“ weiter. Die Topathleten erhalten dort bei Livemusik und vor interessanten Gästen ihre Medaille. „Wir fahren Sie mit dem Zug zur blauen Bahn“, lautet ein EM-Slogan der Deutschen Bahn. Die DB-Manager bieten Fahrten zu günstigen Preisen in die Leichtathletik-Metropole an. In der freien Zeit zwischen den Wettkämpfen muss sich der Fan auch nicht langweilen. Der Zoo und Tierpark, die Grusel-Show „Berlin Dungoff“, der „Aqua Dom“ und viele andere Veranstalter locken mit besonderen EM-Angeboten. Wer ein bisschen tiefer die Taschen greifen möchte kann hautnah dabei sein. Der EM-Club im Hotel „Interconti“ an der Budapester Straße öffnet diesmal nicht nur für Athleten, Trainer und Offizielle, auch Fans dürfen für 165,- Euro mit den Medaillengewinnern bei einem attraktiven Dinner jubeln.

Den jüngsten Deal meldete jetzt Frank Kowalski, Geschäftsführer der Berlin EM 2018 GmbH: 42 internationale TV-Stationen werden aus Berlin berichten. „Rekord für eine EM.“ Und sportlich dienen die Titelkämpfe als Plattform für die größte EM-Delegation des DLV. Finden sich unter den 128 Aktiven, u.a. dem dreimaligen „Sportler des Jahres“ Robert Harting, auch Anwärter für die Auszeichnung der Sportjournalisten? Am 16. Dezember trifft sich die Elite wieder in Baden-Baden.

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„Angie“ Kerber krönt sich zur „Tennis-Queen“

In den Spuren von Steffi Graf
Angelique Kerber wandelt immer mehr in den Spuren von Steffi Graf. Nach ihrem Tennis-Triumph von Wimbledon gegen Serena Williams könnte sie nun am Ende des Jahres zum zweiten Mal nach 2016 „Sportlerin des Jahres“ werden. Diese Auszeichnung errang Stefanie Graf in den Jahren zwischen 1982 und 1999 gleich fünfmal und das sollte für „Angie“ in den kommenden Jahren genug Anreiz zu weiteren Taten sein.

In ihrer Karriere spielt dabei der Name von Serena Williams eine besondere Bedeutung. Im Januar 2016 besiegte sie nämlich im Finale der Australian Open die US-Amerikanerin in drei Sätzen und sicherte sich ihren ersten Grand-Slam-Titel. Sechs Monate später trifft sie in Wimbledon im Endspiel erneut auf die damalige Weltranglistenerste, ist aber in zwei Sätzen chancenlos. Nun gelingt ihr zwei Jahre später die Revanche und krönt sie sich 22 Jahre nach dem letzten Erfolg von Steffi Graf selbst zur „Tennis-Queen“ von Wimbledon.

„Angie spielt wieder ihr bestes Tennis und ihr sympathisches Auftreten sollte auch den Nachwuchs in Deutschland beflügeln“, meint die langjährige Bundestrainerin  Barbara Rittner, die das Match auf dem heiligen Rasen von London im ZDF mitkommentierte. Tatsächlich gab sich die Kielerin im Finale keine Blöße, beeindruckte sie mit ihrer krachenden Vorhand, erreichte sie auch die schwierigsten Bälle und irritierte sie als Linkshänderin ihre erfahrene Gegnerin.

Das war und ist umso erstaunlicher, weil Kerber nach ihrem Traumjahr 2016 und ihrem Aufstieg zur Weltranglistenersten ein Jahr später ein wahres „Seuchen-Jahr“ erlebte. Von 22 Turnieren gewann sie kein einziges Mal, wirkte verunsicherte und stürzte bis auf Rang 22 zurück. Erst ein Trainerwechsel von Torben Beitz zu dem Belgier Tim Fisette bewirkte die Wende. Die Kielerin mit ihren polnischen Vorfahren findet wieder zu ihrem kraftvollen Spiel, klettert in der Weltrangliste erneut nach oben und fährt selbstbewusst nach Wimbledon.

Für die 30-Jährige wird mit dem Triumph gegen Serena Williams ein Traum wahr.“Ich hatte als Kind Steffi und Boris in Wimbledon siegen sehen und ich wollte das eines Tage selbst schaffen“, bekannte sie nach dem Erfolg auf dem Centre Court. Strahlend hob sie den Pokal in die Höhe und erlebte ihr eigenes Sommer-Märchen. Vielleicht gibt es ein weiteres noch im Winter in Baden-Baden. Dort lockt die Auszeichnung „Sportlerin des Jahres.“

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Ein Ritt in die Unsterb­lich­keit

Zum Tode von Hans-Günter Winkler. Ein einziger Ritt, wenige,  aber dennoch qualvoll lange Minuten während, trug sie zwischen Oxer, dreifacher Kombination und Wassergraben in die Unsterblichkeit des Vierecks: Ein Ritt, der 62 Jahre zurückliegt und doch wie für die Ewigkeit geschaffen scheint: Bei den Olympischen Reiterspielen des Jahres 1956 in Stockholm, wohin die Wettbewerbe damals wegen der australischen Seuchenbestimmungen ausgelagert worden waren,  schlug die Stunde eines der größten Paare der deutschen Sportgeschichte.
Auch wenn es Mensch und Tier waren: Halla, die Wunderstute,  die ihren verletzten Reiter im Sattel mit dem feinen Gespür der aufmerksamen, (mit)leidenden  Kreatur fast im Alleingang zu einem Nullfehler-Ritt und damit zum olympischen Gold trug, ging wie der Mann im Sattel, von höllischen Schmerzen eines Muskelrisses gepeinigt, in den Olymp der Sportgeschichte ein.  Halla und Hans-Günter-Winkler,  nur „HGW“ genannt,  verschmolzen danach gemeinsam in den Annalen der olympischen Geschichte. Wie Kilius  / Bäumler,  wie Baran / Falk.
Halla, eine Wunderstute wie einst Kara Ben Nemsis „Rih“ oder Winnetous „Iltschi“ ,  steht inzwischen, in Bronze gegossen, vor der Zentrale der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf: Der Mann, den sie an einem der bemerkenswertesten Tage der frühen Bundesrepublik Deutschland nach dem fürchterlichen Krieg ins gemeinsame Walhalla trug, verstarb am Montag im Alter von 91 Jahren:  Hans-Günter Winkler war nicht nur der beste deutsche Springreiter aller Zeiten. Er war  Welt- und Europameister, fünfmaliger Olympiasieger. Er war aber auch, ähnlich wie die Fußball-Weltmeister von 1954, ein Teil des Stolzes und des Selbstbewusstseins der Menschen einer aufblühenden Republik, die auf den Trümmern eines Reiches wuchs, das nur zwölf Jahr währte und dennoch deren Tausend halten sollte.
„HGW“ ist auch ein Teil der Geschichte der deutschen „Sportler des Jahres“. 1955 und 1956 wurde ihm diese Ehre zuteil. Und wenn es jemals eine Auszeichnung neben Sportlern, Sportlerinnen und Mannschaften des Jahres für den „Gefährten des Jahres“ gegeben hätte: Kein anderer als Halla hätte diese Trophäe verdient gehabt.

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Große Bühne für Kerber und Zverev

Das dritte Grandslam-Turnier des Tennis-Jahres nach Australien und Frankreich ist wie immer das mit dem spektakulärsten Untergrund und mit dem klangvollsten Namen: Hinter den neun Buchstaben W-I-M-B-L-E-D-O-N steht eine ganze Welt voller Filzball-Dramen. Es rangieren und regieren die ganz Großen des weißen Sports, der seit mehr als einem Jahrhundert gesellschaftliches und sportliches Ausnahmeschild gleichermaßen ist. Es herrscht die steife Etikette des All England Lawn Tennis and Croquet Club.

Und wie immer, wenn die Sieger gekürt werden, nimmt diese Auszeichnung der Duke of Kent vor (Präsident des Clubs). Catherine, Duchess of Cambridge, selbst begeisterte Tennisspielerin, übernahm das Patronat über den Club 2016 von der Queen. Wimbledon ist halt mehr als nur Serve and Volley. Wimbledon ist auch Knicks und Knigge.

In diesem Konglomerat von Tradition und Trubel wollen zwei deutsche Akteure in diesem Jahr „getrennt gemeinsam“ für Schlagzeilen sorgen. Angelique Kerber, Deutschlands „Sportlerin des Jahres“ 2016 ist an Nr. 11 gesetzt und möchte auf dem „heiligen Rasen“ des Londoner Vorortes endlich einmal auf dem schnellsten Untergrund des Zirkus ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Und Alexander Zverev (21), der Weltranglisten-Vierte hofft, dass seine im Viertelfinale von Roland Garros erlittene Oberschenkel-Verletzung endgültig ausgeheilt ist. „Das werde ich es schon irgendwie hinbekommen", meinte er nach seinem frühen Aus bei der „Generalprobe“ in Halle, dem „deutschen Wimbledon.“

Beide haben, egal auf wen sie in den (hoffentlich) danach kommenden Runden treffen, das Zeug zu Spiel, Satz und Sieg gegen die in den beiden ersten Juli-Wochen immer restlos versammelte Weltelite des „Weißen Sports“. Und im royalen Umfeld wären die beiden deutschen Tennis-Asse sicherlich auch gerüstet für den Auftritt im „besten Zwirn“ beim Sportler des Jahres 2018 am 16. Dezember auf der großen Bühne des Kurhauses von Baden-Baden.

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Wer wird jetzt „Mannschaft des Jahres“…?

Eines steht seit dem 27. Juni dieses Jahres mit unumstößlicher Sicherheit fest, bevor überhaupt der erste Stimmzettel ausgefüllt ist: Die „Mannschaft des Jahres“ 2014 wird nicht die „Mannschaft des Jahres 2018“ sein. Angereist als strahlende Weltmeister nahmen Bundestrainer Joachim Löw und der im Finale gegen Argentinien arg ramponierte Christoph Kramer vor vier Jahren die Ovationen der 700 geladenen Gäste im illuminierten Kurhaus von Baden-Baden entgegen. Jetzt, nach Platz 4 in der scheinbar leichtesten WM-Gruppe musste „Die Mannschaft“ 18 Tage früher als geplant die Heimreise antreten, landete am Donnerstag-Nachmittag in Frankfurt.
Zum ersten Mal überhaupt scheiterte eine DFB-Vertretung bei der alle vier Jahre stattfinden Welt-Gala der besten Kicker quasi „beim Warmlaufen“ für die „richtigen“ Turnierspiele. Zwei Tore in 270 Minuten, zwei „Zu-Null“-Niederlagen gegen die bestenfalls als mittelmäßig eingestuften Teams aus Mexiko und Südkorea. Das ist die Bilanz des Personal-Puzzles  aus den Weltmeistern 2014 und den Confedcup-Siegern des vergangenen Jahres.
Die Aufarbeitung des frühen Scheiterns müssen andere aufarbeiten. Für Deutschlands Sportjournalisten aber heißt es in den nächsten sechs Monaten des Geschehens in den Stadien und in den Hallen: genau hinsehen und sich auch an das erinnern, was bereits vorüber ist im Sportjahr 2018.
Denn es gibt jede Menge schwarz-rot-goldene Formationen, die im olympischen Schnee und auf dem gleichen Eis von Pyeongchang wunderbare sportliche Momente zelebriert haben. Erfolge, Augenblicke, die es wert sind, fest gehalten zu werden, wenn die besten Mannschaften des deutschen Sports für dieses Jahr ausgezeichnet werden.  Und deutsche Sportlerinnen und Sportler werden das auch in den anstehenden Wochen und Monaten weiter tun.
Für viele am Sport interessierte Menschen gilt: Ohne Fußball ist alles nichts. Aber Fußball alleine ist eben auch beileibe nicht alles. Deswegen sollten man sich schon jetzt auf die Sportler und Sportlerinnen und auch auf die Mannschaft des Jahres 2018 freuen. Egal, wer es sein wird: Sie werden es verdient haben. Auch ohne die DFB-Formation, die in den nächsten Wochen dennoch mit den Konsequenzen aus dem Russland-Aus für Schlagzeilen sorgen dürfte.

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