Sportler des Jahres - Februar 2021

Täve (90) feiert mit Holunder­beer­suppe

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Immer wenn kurz vor dem „Sportler des Jahres“ ein Paket mit Dresdner Christstollen im Büro eintraf war klar: Gustav Adolf „Täve“ Schur und sein Radsportfreund Wolfgang Lichtenberg kommen nach Baden-Baden. Auch vom Concierge im Sportler-Hotel sehnlichst erwartet. Der sagte immer schon im Frühsommer: „Für Herrn Schur reserviere ich gleich wie immer.“

„Täve“, neunmaliger Sportler des Jahres in der DDR, wird heute (23.02.) 90 Jahre alt. In einer Dokumentation des MDR (Legenden) von 2020 blickten er, seine Kinder und Freunde auf seine Karriere in Sport und Politik zurück. Der zweimalige Friedensfahrt-Sieger und zweimalige Straßen-Weltmeister zeigte dabei, dass er noch immer gerne mit dem Rennrad unterwegs ist und nach wie vor Interesse am Radsport-Nachwuchs hat. „Der Alte“, so nennt ihn sein Sohn Jan (so nennt er sich selbst...), lebt noch immer in Heyrothsberge, dort wurde er geboren, bauten ihm Radsportfreunde sein Haus.

Vielleicht gibt’s zur Feier des Tages sein Leibgericht: Holunderbeersuppe. Und zum Abend ein Guinness Stout, das trank er gerne vor wichtigen Etappen. Denn: „Da konnte man herrlich schlafen.“ Ein Begleiter von damals über den in seiner Heimat so beliebten Sportler: „Der Täve ist sich in seinem Leben immer treu geblieben.“ Ein anderer Weggefährte beschreibt den jetzt 90-Jährigen mit den Worten: „Man sollte nie vergessen, wo man hergekommen ist – und bei Täve trifft das zu.“

Wir gratulieren Täve ganz herzlich und hoffen, dass es dieses Jahr wieder mit Baden-Baden klappt!

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Üppige Alpin-Ausbeute

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Vier Medaillen und dazu ein paar Saison-Bestleistungen – die Deutschen haben bei den Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo „mehr als das Soll erfüllt“, wie Wolfgang Maier, Alpinchef im Deutschen Skiverband, sagte. Die Ausbeute in den Dolomiten war so üppig wie zuletzt bei den Titelkämpfen 2013 in Schladming. „Wir können sicher erhobenen Hauptes nach Hause fahren“, fand Maier.

Die Hauptarbeit hatten die DSV-Cracks bereits in der ersten Woche erledigt. Mit Silber für Romed Baumann im Super-G sowie Andreas Sander und Kira Weidle in der Abfahrt schaffte die Schnellfahrt-Abteilung sogar Historisches, und das obwohl der Beste, Thomas Dreßen, bei seinem Comeback nicht in Medaillen-Form war. Noch nie hatte es bei den Männern bei einer WM in beiden schnellen Disziplin Edelmetall gegeben. Und Sander verpasste zudem nur um eine Hundertstelsekunde Gold. Der 31 Jahre alte gebürtige Westfale war noch nie zuvor im Weltcup auf dem Podest gestanden, hatte sich aber in diesem Winter mit vielen Top-Ten-Resultaten als Medaillenkandidat für Cortina empfohlen.  Weidle schaffte ebenfalls das beste Ergebnis ihrer Karriere, und Baumann war zuletzt vor sechs Jahren so weit vorne gelandet, damals noch im österreichischen Rennanzug.  In der Kombination überraschte der junge Simon Jocher vom SC Garmisch mit Platz fünf. „Wir waren das Highlight-Team in vielen Disziplinen“, sagte Maier.

Bei den vergangenen Titelkämpfen hatte der DSV stets bis zu den letzten Wettbewerben auf das erste Edelmetall waren müssen. Sowohl 2015 als 2017 und 2019 hatte es ausschließlich in den technischen Disziplinen Edelmetall gegeben. Ohne die zuverlässigen Medaillensammler der vergangenen Jahre, Felix Neureuther und Viktoria Rebensburg, gingen die Deutschen dieses Mal im Slalom und Riesenslalom leer aus. Immerhin holte die Mannschaft im Teamevent Bronze - und damit die erste Medaille bei einem Großereignis in diesem Wettbewerb seit acht Jahren.

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Friedrich: Der Mann des Winters

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Bob-Pilot Francesco Friedrich hätte es verdient. Er wäre sicherlich ein würdiger „Sportler des Jahres“. Kein Athlet dominiert seit Jahren so sehr seinen Sport, beherrscht die Konkurrenz dermaßen überwältigend wie der 30-Jährige.

Im gerade zu Ende gefahrenen Weltcup-Winter gewann der Sachse 15 der 16 Rennen. Unangefochten die Einzel-Wertungen im 2er-, 4er-Bob und natürlich das Gesamt-Klassement. Bei der Weltmeisterschaft triumphierte er in jedem der vier Läufe mit Bestzeiten - im kleinen und großen Schlitten. Seit Jahren rast der akribische Arbeiter so unangefochten voran. Ist ein wahrer Champion. Denn er wiederholt seine Erfolge. Verteidigt seine WM-Titel. Seit 2013 siegt er im 2er. Im 4er seit 2017. Francesco Friedrich eilt von Rekord zu Rekord, weil er der komplette Pilot sein möchte, der in jedem Bereich der Beste ist. Als Athlet Schnellster am Start. Als Steuermann mit den siegbringenden Kursen im Eiskanal. Als Tüftler, der die Konstrukteure immer wieder inspiriert, das Sportgerät ständig weiter zu entwickeln. Als Kapitän, der seine Crew, die Anschieber Alexander Schüller, Thorsten Margis, Candy Bauer und Martin Grothkopp vorantreibt, sich nicht zufrieden zu geben mit den gewonnenen Medaillen.

Der nächste Erfolg ist der Wichtigste. Vor allem, wenn man schon alles gewonnen hat. Mehrmals. „Wir suchen immer nach Reserven und achten dabei auf jedes Detail. Wahrscheinlich sind wir in dem Punkt gründlicher als andere Teams“, sagt Francesco Friedrich. Sein rastloses Streben macht ihn zum „King of Bob“, wie ihn die „Neue Zürcher Zeitung“ einst krönte. Ein Jahrhundert-Talent für Gerd Leopold. Der Trainer ist ähnlich erfolgsbesessen. Er machte aus dem sportlichen Muster-Schüler den großen Meister-Piloten. Wenn sich solch Unermüdliche zusammentun für den gemeinsamen Erfolg, ist der programmiert. Zumal Friedrich fast ungebremst arbeiten kann für seine Perfektion. Verschont von langwierigen Verletzungen. Begleitet seit Jahren von derselben Mannschaft, die harmoniert in jeder Hinsicht.

Obwohl er sportlich über allen anderen trohnt, hebt er nicht ab. Ist beliebt in der Familie der BobfahrerInnen. Setzt sich als Athletensprecher für sie ein. Hat dabei den Fortschritt der Sportart insgesamt im Blick. „Es dient dem Bobfahren nicht, wenn wir in Deutschland mit unseren technologischen Möglichkeiten und der staatlichen Förderung in einer eigenen Liga fahren und damit unerreichbar für die anderen Nationen. Wir brauchen spannende Wettkämpfe mit vielen Athleten auf Spitzen-Niveau.“ Deshalb unterstützt der Meister auch den talentierten Nachwuchs. Spendete nach den Olympischen Spielen 2018 dem Österreicher Benjamin Maier mehrere Hundert Euro, damit der einen Mindest-Betrag von Sponsoren-Geldern bekam. Diese Summe war notwendig, damit Maier von der Sporthilfe seines Landes gefördert werden kann. 2022 will der Pilot aus Innsbruck Olympiasieger im 4er-Bob werden. Dann auch seinen Förderer überholen. Francesco Friedrich stört das nicht. Im Gegenteil. Maiers Verfolgsjagd motiviert ihn zusätzlich. Jede Hundertstel, die der Jäger dichter an den Gejagten herankommt will der doppelt wieder davonfahren.

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Start der Biathlon-WM

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Quotenbringer und Kandidaten für Baden-Baden! Sie gelten als ständige Medaillenhoffnungen, als Quotenbringer vor den Fernseh-Bildschirmen, aber auch in jedem Jahr als Kandidaten für einen Spitzenplatz bei der Wahl zu Deutschlands Sportlerinnen und Sportlern des Jahres: Keine andere Winter-Disziplin hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten so an Popularität gewonnen wie der Biathlon-Sport. Die Athletinnen und Athleten ermitteln seit Mittwoch im slowenischen Pokljuka ihre Weltbesten in den Einzel- und Staffelwettbewerben.

Die Zeiten haben sich ein bisschen geändert, was die deutsche Bilanz angeht: Die beiden Dominatorinnen des vergangenen Jahrzehnts, Magdalena Neuner (jetzt ARD-Expertin) und Laura Dahlmeier (ZDF-Expertin) haben die Flinte wieder in die Waffenkammer und die Langlauflatten in der Keller gepackt: Ende Gelände! Jetzt müssen es andere richten. Und auch bei den Herren geht es nicht ohne Rücktritte ab: Der vierfache Weltmeister, 18-fache Weltcup-Sieger und olympische Medaillengewinner Simon Schempp muss dem Martyrium der langen Laufbahn Tribut zollen und sieht die Wettkämpfe im slowenischen Nordwesten nur noch als Zuschauer.

Gefragt sind jetzt bei den Frauen Athletinnen wie Franziska Preuß und Denise Herrmann, bei den Männern gilt das Augenmerk vor allem Olympiasieger Arnd Peiffer und dem zweiten deutschen As, Ex-Weltmeister Benedikt Doll. Insgesamt zwölf Entscheidungen stehen an neun Wettkampftagen an. Die Karten werden auch international gemischt. Der ehemalige französische Seriensieger Martin Fourcade hat auch genug von der Rennerei mit dem Gewehr auf dem Rücken in den Loipen. Im Moment führt bei allen Entscheidungen der Herren kein Weg an den bärenstarken Norwegern vorbei.

Vier bis fünf Medaillen, sagt Sportdirektor Bernd Eisenbichler, erhoffe man sich schon vom deutschen Team quer durch die Wettbewerbe. Über die Farbe, ob Gold, Silber oder Bronze, mag er sich angesichts der Dichte in der Weltspitze nicht äußern. Wie auch immer: Wer auf dem Treppchen steht, egal ob alleine oder mit Staffelmitgliedern, hat noch in jedem Jahr die Chance gehabt, das Ticket für Baden-Baden zu lösen. Dann hoffentlich in diesem Jahr wieder im proppenvollen Bénazet-Saal. Am 19. Dezember 2021.

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Boris Herrmann und die Sportler­wahl

Ein Segler als „Sportler des Jahres“? Absolut unvorstellbar – oder eben nicht. Im Jahr 1964 hatte es Willi Kuhweide aufs Treppchen geschafft. Platz 3, nach einem Olympiasieg und seinem EM-Titel im Finn-Dinghy. Erlebt die 75. Wahl in diesem Jahr die ganz große Welle? Einhandsegler Boris Herrmann gehören seit Wochen die Schlagzeilen. Und vielleicht ist es gerade der unglückliche 5. Platz am Ende der Regatta Vendée Globe, der den Hamburger auf eine besondere Stufe stellt.

Nach 80 Tagen auf See stoppte ein spanischer Trawler die Fahrt, die durchaus zum Sieg hätte führen können, des 39-Jährigen in seiner Rennyacht Seaexplorer. Seither rätselt die gesamte nautische Welt wie auch die unzähligen neuen Bewunderer wie dieses Malheur hatte passieren können. Aber allein die Art und Weise, wie der Debütant bei dieser härtesten Segel-Prüfung der Welt das Schicksal kommentierte, adelt ihn. Er berichtete den scharenweise in den Hafen von Sables d’Olonne gereisten Medienvertretern über die Herausforderungen auf See, die Einsamkeit, die Hilfsaktion für einen Konkurrenten, die fast täglichen Dramen an Bord – wie er schon unterwegs eine sagenhafte Kommunikation gepflegt hatte. Mit selbstgedrehten Filmen, beim (kargen) Mittagstisch oder Reparieren - während den Zuschauern selbst in der Ferne der Atem stockte. Weil die Seaexplorer gleichzeitig von Wellen attackiert wurde, in Schräglage durch die Ozeane pflügte.

Herrmann meldete sich vom Kap Hoorn, ließ sich zur Berliner Silvesterparty zuschalten. Und alle staunten, wenn er berichtete, kaum je länger als 15 Minuten zu schlafen. Wie ist das möglich? Bien, es siegte wieder ein Franzose, aber in Deutschland, wahrlich keine typische Segel-Nation, geriet dank Boris Herrmann zeitweise selbst die Pandemie in den Hintergrund. Wenn man Neuigkeiten vom Weltumsegler ins Wohnzimmer transportiert bekam. Würde morgen die Wahl „Sportler des Jahres“ anstehen: Boris Herrmann könnte das Rennen machen. Als erster Segelsportler in der 1947 erstmals durchgeführten Umfrage. Auf die Kandidatenliste aber hat „unser neuer Boris“ als Fünftplatzierter es längst geschafft. Wie die Süddeutsche Zeitung relativiert: „Sieger sind die überlegenen Sportler, Verlierer oft die interessanteren.“  

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