Sportler des Jahres - Oktober 2022

Vorbild Ronald Rauhe: Jetzt Kanupolo

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Die Flamme der Sportbegeisterung lodert weiterhin im Herzen des Kanu-Helden Ronald Rauhe. Der inzwischen 41-Jährige könnte mit seinen Olympia- und Weltmeisterschaftsmedaillen eine bemerkenswerte Ausstellung gestalten. Wer nun denkt, der Starpaddler legt den „Quirl“ aus der Hand, befindet sich auf dem Holzweg. „Wir alten Kameraden vom Ruder- und Kanu Verein Berlin in Spandau haben uns zu einem Kanupolo-Team- zusammengefunden. Schon als Kinder gehörten wir zu dem alten Westberliner Verein. Jetzt haben wir uns wiederentdeckt. Von der vierten Liga ging es Stufe für Stufe aufwärts. In diesem Jahr sind wir in die Bundeliga aufgestiegen“, so schwärmerisch kann ein Athlet über vergleichsweise landesbezogene sportliche Erfolge berichten, der zwei Mal olympisches Gold gewann und 16 WM-Titel entgegennehmen durfte. Einmal Sportler, immer Sportler!  

Dabei hatte man angenommen, mit der Verleihung des Sparkassenpreises für Vorbilder im Sport anlässlich der Auszeichnungen „Sportler des Jahres“ 2021 auf der Kurhausbühne in Baden-Baden sei seine offizielle Karriere beendet. Doch wer bisher über 30 Jahre mit dem wackligen Kanu die Wellen der berühmtesten Regattastrecken der Welt teilte, legt das Paddel nicht einfach beiseite. „Ich bin nach wie vor bei der Bundeswehr und arbeite als Koordinator für die Athleten zwischen der Sporthilfe, dem Bundesinnenministerium und den Leistungssportzentren“, verrät der Hauptfeldwebel, dessen Dienstelle Frankfurt/ Oder ist.

Der Goldkanute paddelte mit Fanny Fischer vor sieben Jahren in den Hafen der Ehe und wohnt mit Ehefrau Fanny und den beiden Söhnen Til (8) und Leo (6) weiterhin in Berliner Havelnähe. Diskussionen über den Kanurennsport gehören bei Rauhes einfach zum Familien-Alltag. Schließlich muss sich die 36 Jahre alte Fanny nicht nur wegen ihres Bachelor-Abschlusse in Sporttherapie mit ihren Fachkenntnissen verstecken. Olympia-Gold von 2008, mehrere WM- und EM-Siegermedaillen brachte sie ebenfalls in den Familienschatz ein.  Ronald wiederrum bringt sein Fachwissen und Unterhaltungs-Talent nicht nur geschickt am Frühstückstisch an. Er unterhält als Co-Kommentator bei den ZDF-Kanu-Übertragungen locker und leicht Hundertausende von Zuschauern. Durch Ronalds sympathisch-kompetente Plauderei, schaltete sicher mancher Zuschauer den Fernseher bei Übertragungen von Kanu-Regatten ein, der sonst eher mit dem runden Leder vor den Bildschirm zu locken ist.

Natürlich lässt Rauhe weder den Kontakt zu seinen Gold-Kumpeln Max Rendschmidt, Tom Liebscher, Max Lemke sowie zu seinem Trainer Clemens Paarmann abreißen. „Beim KC Potsdam bin ich immer willkommen. Wenn ich Lust habe, darf ich auch Kanus und Sportgeräte benutzen“, freut sich Rauhe über den Kontakt mit den alten Sportfreunden. Das Leben auf dem Wasser geht immer weiter

Bild: Hansjürgen Britsch/Pressefoto Baumann

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Emma, Franzi, Lea: Bahnrad-Power

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Drei Goldene, drei Silberne, einmal Bronze – die Medaillen-Ausbeute der deutschen Bahnrad-Asse bei den Bahnweltmeisterschaften 2022 vor den Toren von Paris konnte sich wieder sehen lassen. Bis auf die Silberne von Routinier Roger Kluge (Punktefahren) war es einmal mehr Frauenpower pur.

Die WM begann mit einem Paukenschlag. Die Teamsprinterinnen Lea Sophie Friedrich, Emma Hinze und Pauline Grabosch rasten gegen China mit neuem Weltrekord (45,967 Sekunden) zu Gold, Schon im Halbfinale waren sie die Weltschnellsten. Der dritte WM-Titel nach 2020 und 2021 in Folge. Das „Hors d'oeuvre“ für die Olympischen Spiele 2024 auf dem Velodrom an gleicher Stelle.

Es folgten für die Kurzeit-Amazonen Friedrich und Titelverteidigerin und Europameisterin Hinze Silber und Bronze im Sprint. Beide verloren ihre Läufe in der Königsdisziplin gegen Mathilde Gros aus Frankreich. Emma Hinze komplettierte ihren Medaillensatz durch eine 33,051 Sekunden-Fahrt über 500 m mit Silber. Zwischenzeitlich hatte sich die Halle in einen Hexenkessel verwandelt. Das Heim-Publikum schrie Landsfrau Taky Marie-Divine Kouamé zu Gold. „Ich habe mein Bestes gegeben, wenn jemand schneller ist, ist das so. Ich habe alles aus mir herausgeholt“, sagte die Deutsche. Eine harte Woche, durch die sie sich kämpfte, „aber ich habe es erfolgreich geschafft.“ Emma verzichtete auf das abschließende Keirin-Rennen. Der Körper war platt und setzte ihr nach den beiden vergangenen, intensiven Jahren „ein Zeichen“. Verdiente Pause, Urlaub auf Kreta und auftanken.

Nochmals an ihre Grenzen und wohl auch darüber hinaus, ging ihre Cottbuser Trainingskollegin Friedrich am Schlusstag. Im Keirin triumphierte die Weltmeisterin von 2021 und setzte sich gegen starke Konkurrenz in einem klugen und spannenden Wettkampf die goldene Krone auf. Dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf. „So geheult habe ich noch nie. Ich kann es gar nicht glauben. Das ist einfach nur so schön", brach es aus der 22-jährigen nach der erfolgreichen Titelverteidigung heraus. "Ich wusste, wenn ich die letzte Runde „sterbe“, dann kann ich das packen. Und dann habe ich es durchgezogen.“ Ihre WM-Bilanz: zwei Regenbogentrikots und eine Silbermedaille.

Die letzte Runde! Auf den letzten, langen, sehr harten Metern der 3000-Meter-Einerverfolgung zündete auch Ausdauer-Athletin Franziska Brauße den Turbo. Im Krimi gegen die Neuseeländerin Bryony Botha wuchs sie über sich hinaus. „Ich weiß gar nichts mehr von der letzten Runde“, verriet die 23-Jährige nach ihrem Gold-Coup. Nach Bronze 2020 und Silber 2021 vervollständigte die Eningerin mit einem Kraftakt ihre Medaillensammlung: „Es war ein superharter Kampf für dieses Gold und das Jersey. Es war knapp, es kippte und ich kam zurück“, freute sich die Nachfolgerin von Lisa Brennauer. Die „Legende“ (O-Ton Brauße) hatte zuvor ihre Karriere bei der EM in München beendet.

Ohne Brennauer, Lisa Klein (vorzeitiges Saisonende) und Laura Süßemilch (Rekonvaleszenz nach einem schweren Sturz im Sommer) riss in Paris die Siegesserie des Frauen-Vierers. Die Mannschaft des Jahres 2021, die im vergangenen Jahr alle möglichen Titel gewann, startete mit den Rookies Lena Charlotte Reißner und Lana Eberle, und den Routiniers Mieke Kröger und Franziska Brauße. Das Quartett erreichte den guten sechsten Platz. Die beiden Olympiasiegerinnen machten am Rande des sportlichen Geschehens Schlagzeilen. Sie beschenkten das Frauen-Team von Nigeria mit Zeitfahr-Lenkern. Diese starteten bislang mit simplen Bahnlenkern.

Fazit nach dem Olympiatest des Velodrome National von Saint-Quentin-en-Yvelines: An der Weltspitze ist es richtig eng geworden. Und die Temposchraube wurde massiv angezogen. Bestätigte Franziska Brauße: „Die Bahn ist superschnell und mega gut zu fahren.“ Abzuwarten bleibt: welche der BDR-Power-Girls schafft es auf Podiumsplätze bei der Wahl „Sportler/in des Jahres“. Geliefert haben sie allemal: bei den Championships in München wie jetzt in Frankreich.

Bild: Arne Mill

 

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Übermannschaft Bietigheim: 60 Spiele ungeschlagen

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Da gab es kein Halten mehr. Als am Sonntag spätnachmittag die Schusssire in der Ludwigsburger MHP Arena ertönte, rannte das komplette Team der SG BBM Bietigheim wie wild auf das Feld. Die deutsche Übermannschaft kann es auch international und hat soeben den amtierenden Champions League Sieger Vipers Kristiansand aus Norwegen mit 32:30 besiegt. Bejubelt von über 1.800 Fans schreibt Bietigheim damit weiter Handballgeschichte. „Das Team überrascht mich nicht, sondern begeistert mich. Ich weiß ja, was die Mädels können. Wir sind heute gegen den amtierenden Champions League Sieger zwei Mal mit 4 und später sogar 6 Toren hinten gelegen und trotzdem cool geblieben und hatten Vertrauen in die eigene Stärke“, erläutert Cheftrainer Markus Gaugisch einigermaßen nüchtern.

Die eigene Stärke oder einfach nur enormes Selbstvertrauen, dass scheint der Schlüssel zum Erfolg zu sein. Ein Selbstvertrauen, dass sich in der letzten Saison aufgebaut hat. Erst der deutliche Sieg im Supercup gegen den damaligen Meister Dortmund, dann der Europapokalsieg, gefolgt vom Triumph im DHB-Pokal und als Krönung der Gewinn der deutschen Meisterschaft. Das alles, ohne eine einzige Niederlage. Eine Saison, die nur schwer zu toppen ist und trotzdem ist das Team nach wie vor hungrig.

Nur zwei Neuzugänge, beide auf der Kreisposition, mussten im Sommer integriert werden. Nach nur wenige Trainingseinheiten, war das erlernte Selbstverständnis zurück: „Du kommst nach vier Wochen Sommerpause zurück in die Halle und denkst, du bist nur ein Wochenende weg gewesen. Das Spielverständnis, die Abläufe, alles war sofort wieder da“, ist Nationalspielerin Antje Döll begeistert vom eigenen Team. Sie ist bereits seit 2015 in Bietigheim, hat etliche Titel gewonnen, ist wie ihre Teamkolleginnen aber noch lange nicht satt. National dürfte auch in dieser Saison niemand der SG das Wasser reichen können. Zumindest, wenn das Team weiterhin von großen Verletzungen verschont bleibt. Denn was die Kadergröße betrifft, gehört Bietigheim in Deutschland nicht zu den Spitzenklubs, dafür ist aber jedes Trainingsspiel deutlich intensiver als ein Bundesligaduell. Die Champions League ist in dieser Saison die große Mission von Markus Gaugisch und seinem Team. Der Cheftrainer, zeitgleich auch Bundestrainer, wechselt im Sommer ganz zum Deutschen Handballbund, auch von vielen Spielerinnen läuft im Sommer der Vertrag aus. Der eingeschworene Haufen möchte es entsprechend allen und vor allem sich selbst beweisen, dass sie auch international zum Besten gehören, was der Frauenhandball zu bieten hat.

Mit drei Siegen und einem Unentschieden ist Bietigheim in die Königsklasse gestartet, hat dabei das ungarische Topteam FTC-Rail Cargo Hungaria mit 40:20 aus der Halle gefegt und beim starken CSM Bucuresti einen Punkt erkämpft. Jetzt der Sieg über den Champion der letzten beiden Jahre aus Kristiansand mit Handballlegende Katrin Lunde im Tor und zahlreichen internationalen Topstars auf dem Feld. Wohin kann die europäische Reise also noch gehen? Bietigheims Xenia Smits liefert die Antwort: „Die Reise kann noch weit gehen. Natürlich wird irgendwann der Tag der ersten Niederlage kommen, aber wir versuchen den so lange wie möglich von uns wegzuhalten. Wir geben jeden Tag unser Bestes und hoffen das diese Serie noch lange anhält.“ Die Bietigheimer Handballfrauen schreiben also weiter deutsche Handballgeschichte und machen Werbung in eigener Sache. Bleibt die Hoffnung, dass auch eine breitere Öffentlichkeit davon Wind bekommt.

Text: Daniel Räuchle
Bild: Baumann

 

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„Speed-Queen“ Emma und die Jagd nach WM-Gold und dem Regenbogen

„Track-Queen“ Emma Hinze, fünffache Bahnrad-Weltmeisterin, Olympia-Silbermedaillengewinnerin von Tokio und Champions League-Siegerin 2021, macht nach dem EM-Hattrick von München im August nun Jagd auf weitere Regenbogen-Trikots. Ab dem 12.Oktober, auf der schnellen Bahn von Saint Quentin-en-Yvelines, Paris.

Emma, drei Rennen, dreimal EM-Gold in München in Teamsprint, 500 Meter-Zeitfahren, und der Königsdisziplin Sprint- hier trotz massiver Übelkeit und Zweifel. Wie nehmen Sie die Wahnsinns-Europameisterschaft mit in die WM?

Ich versuche es natürlich positiv mitzunehmen. Ich weiß, es ist ein neuer Wettkampf. Aber es ist natürlich immer gut, wenn es im Vorfeld schon gut lief und man gesehen hat, dass man auch richtig trainiert hat und nicht vollkommen auf der falschen Spur ist. Ich versuche, dass die Erwartungen jetzt nicht negativ werden. Ich weiß, dass diese hoch sind, auch von mir selber. Nichts ist selbstverständlich. Ich werde einfach mein Bestes geben.

Auf der Pariser Bahn wird 2024 um olympische Gold gekämpft. Ist die WM doch auch schon ein kleiner Olympia-Test?

Olympia ist etwas anderes. Ich werde es also eher auch nutzen, um die Bahn kennenzulernen und mir schon ein bisschen anzuschauen. Ich war da noch nie. Ich meine, das konnten wir zum Beispiel in Tokio nicht machen (die Bahn kennenlernen). Sie soll auf jeden Fall schnell sein, weitere Besonderheiten sind mir noch nicht bekannt.

Sie haben sich einen Namen in der „Frauenbewegung“ im Spitzensport gemacht und wehrten sich in Tokio gegen unbedachte, verletzende Äußerungen in den Medien, als Silber zu „nur Silber“ wurde. Sie melden sich zu Schieflagen bei der Gleichberechtigung und fordern Sensibilisierung für weibliche Maßstäbe im Sport, Training und Wettkampf. Sind Sie eine Vorkämpferin?

Ich finde es erst mal voll cool und positiv, dass Ihr das so anerkennt, und dass das auch gesehen wird. Ich fühle mich schon so. Ich sage einfach gern meine Meinung. Wenn ich irgendwas nicht richtig finde, habe ich kein Problem damit, das zu äußern. Einige Dinge muss man, glaube ich, auch nicht vor allen äußern, aber manches sollte auch mal gesagt werden. Manche kriegen das auch einfach nicht mit. Bisher fühle ich mich eigentlich schon gehört, Klar gibt es auch mal Leute, die das nicht verstehen wollen oder dann diskutieren, aber im Prinzip reden dann trotzdem alle darüber. Von daher hat man dann so oder so sein Ziel erreicht. Ich denke, in Bezug auf solch negative Schlagzeilen, wie für den zweiten Platz von Tokio, hat sich schon etwas getan. So etwas habe ich auf jeden Fall nicht mehr gehört. Ich habe schon das Gefühl gehabt, dass es mehr Anerkennung gab und vorsichtigere Fragen gestellt wurden. Ich fühle mich nicht mehr irgendwie angegriffen. Da habe ich schon das Gefühl, dass das irgendwie verstanden wurde.

Sie sind mit Maximilian Levy, ehemaliger Erfolgssprinter und aktueller Junioren-Bundestrainer, liiert. Ist Max auch ein wenig Ihr Mentalcoach?

Da würde ich nein sagen, erstens will ich so etwas nicht in einer Beziehung haben, und zweitens mache ich da sehr viel mit meinem Trainer und habe auch selbst meine Techniken. Aber Max versteht mich voll gut, der kann das nachvollziehen. Er hat halt auch einfach gute Tipps, wie man mit Sachen umgeht. Er weiß, wann man mal Ablenkung braucht. Er gibt mir da auch auf jeden Fall Kraft.

Emma, vor zwei Jahren erreichten Sie Platz drei bei der Wahl zur „Sportlerin des Jahres“, haben Sie sich den 18.Dezember 2022 und Baden-Baden schon im Kalender angestrichen?

Das wäre auf jeden Fall richtig cool!  Also da würde ich mich sehr darüber freuen. Das haben mir auch voll viele Leute nach der EM geschrieben: „Sportlerin des Jahres - dieses Jahr“. Und da habe ich gedacht, das wäre schon irgendwie mal richtig schön, wenn das klappen würde. Aber schauen wir mal, das liegt ja nicht nur in meiner Hand.

Bild: Arne Mill

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