Sportler des Jahres - Juli 2023

Hinze, Friedrich, Grabosch und die stetige Jagd auf die Regenbogentrikots

Sie sind die Raketen bei der Super-Radsport-WM, die am Donnerstag in Glasgow beginnt. Und seit Jahren verlässliche Medaillengarantinnen. Vor allem im Teamsprint. Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch (alle RSC Cottbus) dominierten in diesem Jahr schon bei der EM und peilen als Titelverteidigerinnen nun Gold in Schottland an. Und alles bereits im Zeichen von Paris 2024.

Aber die Teamsprint-Konkurrenz schläft nicht, das weiß die sechsfache Bahn-Weltmeisterin im Keirin, Sprint und Teamsprint, Emma Hinze: „Ich denke, die Britinnen, die im Juni in Cottbus beim ‚Großen Preis von Deutschland‘ waren, sind gut drauf. Bestimmt auch die Chinesinnen und die Französinnen.“ Alle wollen „bestmöglich performen“ und ein Jahr vor Olympia sei das wohl „noch krasser“.  Die 25-Jährige, die nach Krankheit im Winter und einem eher zähen, aber dann dennoch guten Frühjahr noch einmal die Reset-Taste drückte und einen Neuaufbau begann, fährt wieder auf Top-Niveau und brachte von der Deutschen Bahnmeisterschaft im Juni vier Titel (im Sprint, Keirin, Teamsprint und Zeitfahren) nach Hause.

Diese besondere Art der Titelflut findet Emma Hinze, Dritte bei der Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ 2020, dagegen gar nicht gut. Aufgrund der Terminverschiebung der Mega-WM (elf Wettkampf-Tage mit 7000 Athleten) in den August, finden innerhalb von zwölf Monaten zwei Europameisterschaften und zwei Weltmeisterschaften statt. Ungewöhnlich. „Das ist einfach ein bisschen zu viel und verliert etwas an Wertigkeit. Es ist aber nicht weniger schön, zu gewinnen. Wenn man aber halt vier Chancen in einem Jahr hat, ist es einfach etwas anderes, als wenn man weiß, dass man das Trikot wirklich ein Jahr lang tragen kann. Das EM-Trikot von München‘22 hatte ich ein halbes Jahr und dann konnte ich schon wieder um den Titel fahren.“

Teamsprint-Kollegin Lea Sophie Friedrich, für die der Saisonstart mit drei EM-Titeln extrem erfolgreich verlief, bevor sie jäh von einem hartnäckigen Virus wortwörtlich aus der Bahn geworfen wurde, freut sich auf die außergewöhnliche Tempojagd. Die Ziele der 23-Jährigen: „Auf jeden Fall den WM-Titel im Teamsprint verteidigen und auch in den anderen Disziplinen auf dem Podium zu stehen“, ist die Dassowerin, die seit 2020 siebenmal zu WM-Gold raste, hochmotiviert und in guter Form. Einzig der WM-Titel im Sprint fehlt der „Newcomerin“ 2020 – ausgezeichnet von der Sieger-Chance der GlücksSpirale, noch in ihrer Vita.

Die Dritte im Bunde, Pauline Grabosch (25), schon 2018 auf dem höchsten Podest, kennt den Teamsprint, als man diese Disziplin noch im Duett bestritt. Die erfahrene Magdeburgerin sieht das Event am Clyde-Fluss nun als Chance, den Radsport mehr ins Rampenlicht zu rücken. „Doch ich bin wirklich skeptisch, wie die Logistik innerhalb der Bahn und des Zeitplans aussieht. Leider werden wir keine Zeit haben, andere Disziplinen anzuschauen, aber es gibt ja definitiv ganz viel zu sehen bei uns auf der Bahn“, freut sie sich auf den Teamsprint-Auftakt am 3.August. Auch Alessa Catriona Pröpster (22) aus Jungingen reiste mit auf die Insel, sie hatte bei der EM‘23 in Grenchen aktiv zum Titelgewinn beigetragen.

Bei der Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ der deutschen Sportjournalisten kamen die erfolgreichen Teamsprinterinnen bislang nicht über Platz sechs hinaus. Das könnte sich 2023 ändern.

Bild: picture alliance

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Im „Braußewind“ zur Super-WM

Wenn der Radsport-Weltverband UCI vom 03.–13.August zu den Super-World-Championships bittet, bei der erstmals im Gesamtpaket in allen Radsportdisziplinen um die Titel gebolzt wird, darf auch „Franzi“ nicht fehlen. Franziska Brauße, Tokio-Olympiasiegerin im Bahn-Vierer und damit im Team der „Mannschaft des Jahres“ 2021 setzt alles daran, ihren WM-Sieg von Paris in der 3000-Meter-Einerverfolgung zu verteidigen. Sie trägt das Regenbogentrikot „mit Stolz und mega gern“, obwohl solch ein Leibchen auch Extra-Druck mache. „Aber das vergisst man schnell. Es tut genauso weh, wie mit jedem anderen Trikot auch“, lacht sie.

Die Eningerin ist in Topform und zufrieden mit der ersten Saisonhälfte. Im Februar sicherte sie sich EM-Gold in ihrer Paradedisziplin auf der Bahn in Grenchen/Schweiz und erfreute sich an EM-Bronze mit dem Vierer (Brauße, Lisa Klein, Mieke Kröger und Laura Süßemilch). Auch bei den UCI-Track-Nations-Cup-Rennen dieses Jahr landete Brauße mit dem Quartett auf dem Podium. Auf der Straße übernahm die 24-Jährige wichtige Helferdienste im „Ceratizit-WNT Pro Cycling Team“. Quasi für Franzi bis dato eine Saison ohne echte Pause.

Nun der Saisonhöhepunkt, früher als sonst üblich. Normalerweise ist die WM im Herbst. „Das macht für mich keinen Unterschied und kommt mir sogar entgegen, weil ich jetzt aufgrund der vielen Straßenrennen eine gute Form habe. Fast besser als im Herbst, wenn die Saison dann meistens relativ lang war“, freut sie sich auf das Tempobolzen im „Sir Chris Hoy Velodrome“, wo alle Bahnwettkämpfe stattfinden.

Die Reihenfolge und der Zeitplan der Bahn-Disziplinen ist bei dieser WM leicht modifiziert. Denn auch die Para-Cyclisten jagen um ihre WM-Trophäen. „Für Brauße, die diesmal im Team Pursuit mit Laura Süßemilch, Lisa Klein, Mieke Kröger und Lena Reißner antreten wird, kein Problem. Ihr Ziel? „Natürlich die Titelverteidigung in der Einerverfolgung (Anm.: am 3.8.). Das Podium im Vierer (am 5.8.) wäre auch mega! Und beides ist realistisch.“ Im vergangenen Jahr, als sich das deutsche Olympia-Quartett nach dem Karriereende von Lisa Brennauer neuformierte, schnappten sich Italien, Großbritannien und Frankreich die WM-Medaillen. Die aktuellen EM-Dritten um Bundestrainer André Korff wollen im„Nessie“-Land wieder liefern. Denn die WM in Schottland zählt die BDR-Girls zur Olympiaqualifikation für Paris 2024.

Zeit zum Shoppen in Glasgow bleibt für Brauße & Co. also keine. Auch Loch Ness muss warten.

 

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Para Leichtathletik-WM in Paris: Fünf WM-Titel und zwölf Paralympics-Slots

Fünf Mal Gold, zwei Mal Silber und fünf Mal Bronze: Das Team Deutschland Paralympics hat die Generalprobe bei der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Paris bestanden. Mit einem jungen Team wurde die Medaillenausbeute der vergangenen WM in Dubai 2019 übertroffen.

Es war eine runde Geschichte für den erfolgreichsten deutschen Athleten in der französischen Hauptstadt: Léon Schäfer hatte im Stade Charléty nicht nur die allererste deutsche Medaille gewonnen – Gold mit Weltrekord von 7,25 Metern im Weitsprung der oberschenkelamputierten Sportler – sondern er sprintete auch im allerletzten Wettbewerb zu Bronze über 100 Meter. Am Morgen nach Schäfers Weltrekord-Krimi im sechsten Versuch erreichte die Jubelstimmung dank Fahnenträger Yannis Fischer ein, denn der WM-Titel des 21-jährigen kleinwüchsigen Kugelstoßers mit deutschem Rekord von 11,43 Metern in der Klasse F40 kam überraschend.

Markus Rehm, der mit WM-Rekord von 8,49 Metern sein sechstes WM-Gold einheimste, Irmgard Bensusan, die gänzlich unerwartet ihren 200-Meter-Erfolg von Dubai 2019 wiederholte und Johannes Floors, der über 400 Meter in 45,81 Sekunden nur drei Hundertstelsekunden über seinem Weltrekord blieb, katapultierten sich aufs höchste Podest. Silber gab es für Speerwerferin Francés Herrmann, die vor der WM auch nicht so recht wusste, für was ihre Leistungen gut sein könnten und Kugelstoßer Niko Kappel, der zwar seine zweitbeste Weite der Saison ablieferte, mit Platz zwei als Weltrekordhalter aber doch irgendwie nicht so ganz glücklich wirkte, weil sein usbekischer Konkurrent noch besser drauf war. Ähnlich erging es Sprint-Paralympicssieger Felix Streng und auch Schäfer am Abschlussabend über 100 Meter, die mit Bronze nicht so richtig wussten, ob sie sich freuen oder ärgern sollen.

Junior-Team „erfrischend“

Zwölf Slots für die Paralympics setzen das bei der WM mit 27 Athletinnen und Athleten sowie zwei Guides deutlich größere Team aber auch unter Druck – denn bei der kommenden WM in Kobe, die von 2021 in den Mai 2024 verschoben wurde – gibt es nur für die beiden Erstplatzierten Slots. Der Rest wird über ein Qualifikationsranking aufgeteilt. Da wiegt es umso schwerer, dass ein sicher geglaubter Slot von Katrin Müller-Rottgardt und Guide Noel Fiener nach dem Einzug ins Finale der besten Vier und dem Gewinn der Silbermedaille durch eine Disqualifikation wieder annulliert wurde. Dennoch: Der Plan, das Junior-Team mit elf WM-Neulingen internationale Wettkampferfahrung sammeln zu lassen, ist für Bundestrainerin Marion Peters aufgegangen: „Die jungen Athletinnen und Athleten haben sich wirklich sehr, sehr gut präsentiert, das ist erfrischend und schön. Wir haben tolle Beispiele für diesen Weg, die jetzt mit Medaillen belohnt worden sind: Nele Moos war 2019 bei der WM 17 Jahre jung, war in Tokio und gewinnt hier Bronze im Weitspringen. Oder Yannis Fischer, der 2021 bei der EM und den Paralympics war und jetzt Weltmeister ist. Wir hatten drei Abiturientinnen dabei, die nächstes Jahr mehr trainieren können – da kann man diese Strategie als sehr gelungen einschätzen.“

„Fahren glücklich und motiviert nach Hause“

Im internationalen Vergleich sieht Peters Deutschland positiv – zumal es den ersten Vergleich seit zwei Jahren gegeben hatte. War es bei der WM 2019 noch Rang neun im Medaillenspiegel mit sieben Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen, fand sich das deutsche Team nach den Paralympics in Tokio auf Platz zwölf mit vier Mal Gold, fünf Mal Silber und sechs Mal Bronze wieder. Nun also Platz 13 mit fünf Gold-, zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen. „Wir haben namhafte Athleten hinter uns gelassen und noch Luft nach oben. Es waren tolle Weltmeisterschaften, wir hatten einen tollen Teamspirit. Der Sieg von Léon war ein Eisbrecher für die ganze Mannschaft, Markus und Johannes haben geliefert. Das sind Stützen für eine Mannschaft, die man braucht. Wir fahren glücklich und motiviert nach Hause und freuen uns auf nächstes Jahr.“

Safte Kritik am Veranstalter will Peters nicht überbewerten. „Man darf nicht vergessen, dass wir ein Jahr vor den Paralympics und den Olympischen Spielen stehen und da zwei ganz andere Organisationskomitees sind. Paris hat sich dieser Aufgabe dennoch gestellt und deshalb möchte ich ihnen im Namen der Mannschaft auch meinen Respekt zollen.“ Die eigene Organisation bezeichnete die Bundestrainerin als gelungen: Das Hotel lag keine 400 Meter vom Stadion entfernt und die kurzen Wege zeigten sich auch im Stadion. Immer, wenn ein deutscher Athlet oder eine deutsche Athletin am Start war, konnte man sich auf einen großen Fanblock verlassen.

Bild: Tom Weller / Förderverein Para Leichtathletik

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Schwarz-rot-goldene Wundertüte

Die deutschen Fußballerinnen streben bei der WM in Australien und Neuseeland den dritten Stern an. Doch bei näherem Hinsehen türmen sich viele Zweifel an der Titelmission.
 Gut untergebracht sind die Spielerinnen im abgeschiedenen Quartier im australischen Bundesstaat New South Wales – das Turnier kann beginnen. Und Trainerin Martina Voss-Tecklenburg bleibt trotz doch eher ernüchternden Vorbereitungsspielen gegen die WM-Neulinge Vietnam (2:1) und Sambia (2:3) zuversichtlich. „Unsere Ziele haben sich nicht verändert. Wir wollen um den Titel spielen!“ so die 55-Jährige. Die DFB-Frauen stehen in der aktuellen FIFA-Weltrangliste auf Platz zwei hinter Rekordweltmeister USA. Und nach dem knapp verpassten EM-Titel im vergangenen Sommer mit der Rekordeinschaltquote von fast 18 Millionen TV-Zuschauern beim Finale gegen England (1:2 nach Verlängerung) wäre öffentlich kein anderes Ziel vermittelbar gewesen als jenes, dass in einer bundesweiten Plakataktion mit dem Konterfei von Alexandra Popp ausgespielt wird: „Wir, die mit Stolz für unser Land spielen. Und um den 3. Stern.“ Also sollen Popp und Co. bitte mit dem dritten Titel nach 2003 und 2007 aus Down Under zurückkehren.
Dennoch ist dieses Ensemble als schwarz-rot-goldene Wundertüte nach Australien geflogen. Die letzte überzeugende Leistung bot das Nationalteam auch nach Dafürhalten der Bundestrainerin im November in den USA (2:1), danach folgten durchwachsene Auftritte gegen Schweden (0:0) und die Niederlande (1:0) und eine ernüchternde Darbietung im April gegen Brasilien (1:2). Voss-Tecklenburg liefert für vieles Erklärungen, weil sie oft Rücksicht auf den VfL Wolfsburg und FC Bayern genommen hat, wobei der Meister aus München zum Dank seine fünf Nationalspielerinnen nicht rechtzeitig abstellte.
„MVT“ war hinter den Kulissen mächtig sauer, aber auch von ihrer Mannschaft fordert sie jetzt mehr: eine andere Mentalität und Körperlichkeit, ein besseres Zweikampf- und Abwehrverhalten. Aus ihrer Sicht kommen acht, neun Teams für den WM-Titel infrage, der Kreis scheint tatsächlich groß wie nie. Voss-Tecklenburg sagt: „Dass wir Fehler minimieren wollen, steht außer Frage. Ich bin total optimistisch, weil ich meinen Spielerinnen absolut vertraue. Wir streben in erster Linie mal den Gruppensieg an.“
Der Aufgalopp mit Marokko (24. Juli), Kolumbien (30. Juli) und Südkorea (3. August) darf kein Stolperstein sein, aber schon im Achtelfinale würde mit Frankreich oder Brasilien wohl eine richtig hohe Hürde warten. Letztlich hängt auch die Bewertung der Arbeit der Bundestrainerin, die bei der WM 2019 am zu frühen Ausscheiden im Viertelfinale gegen Schweden einige Mitschuld trug, am sportlichen Erfolg. Sie selbst sei ja nicht blauäugig für das Worst-Case-Szenario: „Sollten wir im Achtelfinale ausscheiden und die Leute meinen, ich wäre vielleicht nicht mehr die Richtige für die Aufgabe, kann es ganz schnell in eine andere Richtung gehen.“
Einerseits hat sie so vieles auch abseits des Platzes angeschoben und trifft bei gesellschaftlichen Themen den richtigen Ton, so dass der DFB auf solch eine gute Botschafterin gar nicht verzichten will, andererseits kann sich der Verband nicht auch noch das Scheitern des nächsten Aushängeschilds erlauben. Die A-Nationalmannschaft der Männer hat ein Jahr vor der Heim-EM ihr Publikum vergrault, die U21 die EM in Georgien und Rumänien im Anschluss in den Sand gesetzt hat.
So hat der Sportliche Leiter Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou, gesagt: „Natürlich würde ich mich freuen, wenn unsere Frauen die deutschen Fußballfans in dem Sommer noch mal wach küssen könnten.“  Doch Voss-Tecklenburg gefallen diese Quervergleiche eigentlich gar nicht. „Wir wollen unsere Leistung bringen – unabhängig davon, was im direkten Umfeld passiert.“ Sie sieht ihr Ensemble, das bei der letzten Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ Platz 3 erreicht hatte, nicht in der Rolle, irgendeine Ehre zu retten, „sondern wir haben einen eigenen Anspruch“.

Von Frank Hellmann
Bild: picture alliance

 

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Finals machen Appetit auf mehr

Während man in Deutschland wieder ernsthaft Strukturen für eine neuerliche Olympia-Bewerbung erarbeitet, steuerte NRW einen Mosaikstein sportlichen Hochgenusses bei. Die „Finals“ (deutsch ausgesprochen) sorgten an vier Tagen für jede Menge Spektakel, gepaart mit frischen Showelementen, aber auch knallharten Entscheidungen bei der Vergabe von 159 nationalen Titeln. Abwechslung fast rund um die Uhr: Kiebitzen beim Breaking, Drachenboot-Sport oder Speed-Klettern war ebenso neu wie erfrischend.

Weiter so. Triathlon am Rheinufer, Bogenschließen über den Fluss, Stabhochspringen vor großer Kulisse, 3x3 Basketball – das hat gefallen. Und einige Athleten brachten sich mit besonderen Meriten ganz frühzeitig für die Wahl „Sportler des Jahres“ ins Gespräch – wenn ihre DM-Siege optimistisch auf bevorstehende Welt- und Europameisterschaften machen. Die 16-jährige Darja Varfolomeev, Schützling der in Baden-Baden zur „Trainerin des Jahres“ ausgezeichneten Yulia Raskina, gewann in der rhythmischen Sportgymnastik fünf Goldmedaillen. Turn-Europameisterin Elisabeth Seitz (7. der Sportlerwahl ’22) holte ihren 25. Titel. Isabel Goses Dominanz im Schwimmbecken über 400 und 1500 m Freistil lässt sie zuversichtlich zur WM fahren. Kim Lea Müller, EM-Zweite, „ist im Moment fast nicht zu schlagen“ glaubt BMX-Bundestrainer Tobias Wicke nach starker Performance mit Salti und Lenkerdrehungen im Duisburger Freestyle-Park.

Die Leichtathleten sendeten ihre Ansprüche aus dem Kasseler Aue-Stadion. Europameister Julian Weber (6. der bei der letzten Sportler-Umfrage) ist der letzte Vertreter der mal so mächtigen Speerwurfformation des DLV. Seine 88,72 Meter aber sind auch international hoch einzuschätzen. Bei den Frauen fliegt der Diskus besonders weit. Die Olympia-Zweite Kristin Pudenz nimmt „viel Schwung“ - dank 65,98 m - mit Richtung Weltmeisterschaften in Budapest. Und „Sportlerin des Jahres“ Gina Lückenkemper verließ die Arena mit zwei Siegen (100 m in 11,03 Sekunden/4x100-m-Staffel) – und der Gewissheit im Hinblick auf das Saison-Highlight in time zu sein.

Auf dem Duisburger Innenhafen sorgten die Power-Paddler um Jacob Schopf und Tom Liebscher für einen ungewöhnlichen Zuschauerandrang bei prickelnden Sprintrennen– und das bei Rekordhitze. Ähnlich heiß wird es schon Ende August an gleicher Stätte zugehen. „Das hier macht Bock auf mehr“, so die überragende Canadier-Fahrerin Lisa John – in sechs Wochen bei der Heim-WM.

Für die nächsten Finals im Jahr 2025 hat Dresden den Zuschlag erhalten. Von Rhein und Ruhr geht es an die Elbe.    

Bild: picture alliance

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Para Leichtathletik WM nach langer Durststrecke

29 Athletinnen und Athleten sowie zwei Guides starten für Deutschland bei der Para Leichtathletik-WM in Paris vom 9. bis 17. Juli. Bundestrainerin Marion Peters zeigt sich optimistisch für die Paralympics-Generalprobe in der französischen Hauptstadt, wagt aber keine Medaillenprognose – dafür sei das letzte Großereignis zu weit entfernt.

Fast vier Jahre hat es gedauert, bis wieder eine Para Leichtathletik WM stattfinden konnte. Zuletzt in Dubai 2019 hatte das deutsche Team mit sieben Gold-, zwei Silber und zwei Bronzemedaillen „abgeräumt“. Irmgard Bensusan und Johannes Floors hatten auf der Tartanbahn Doppel-Gold ersprintet, Markus Rehm und Léon Schäfer sprangen in der Sandgrube zum WM-Titel und Birgit Kober gewann im Kugelstoßen. Die für 2021 angedachte WM im japanischen Kobe wurde coronabedingt erst auf 2022 verschoben und findet nun ein Jahr vor den Paralympics an der Seine statt.

Angeführt von den Tokio-Paralympics-Siegern Johannes Floors, Markus Rehm und Felix Streng stellt das deutsche Aufgebot neben aussichtsreichen Medaillenkandidatinnen und -kandidaten auch elf WM-Neulinge. Vor allem dem kleinwüchsigen Kugelstoßer Yannis Fischer, der als EM-Bronzemedaillengewinner 2021 auf Platz zwei der Weltrangliste in der Klasse F40 ist, darf schon einiges zugetraut werden. Sein Trainingskollege Niko Kappel steht dabei sinnbildlich für die starke Formentwicklung im Team. Nachdem der Paralympics-Sieger 2016 und Weltmeister 2017 lange nicht in Fahrt kam, flog die Kugel jüngst bei der Deutschen Meisterschaft auf 14,84 Meter – sein drittweitester Stoß überhaupt, nur 15 Zentimeter unter seinem Weltrekord. Klar, dass Kappel die Favoritenrolle annimmt – und nachdem sein letzter Triumph fast sechs Jahre her ist, lechzt er auch nach neuen Erfolgen.

Favorisiert ist auch Weitspringer Markus Rehm, der bei Para Wettkämpfen immer in seiner langen Karriere gewann, diese Saison seinen Fabel-Weltrekord erst auf 8,64 Meter und dann auf 8,72 Meter verbessern konnte. Felix Streng blieb über 100 Meter zwei Mal mit zu viel Rückenwind nur eine Hundertstelsekunde über dem Weltrekord und auch Johannes Floors deutete über seine Paradestrecke 400 Meter in Rhede an, dass seine Bestmarke (45,78 Sekunden) wackeln könnte. Dazu ist Léon Schäfer als Weitsprung-Titelverteidiger bei den oberschenkelamputierten Athleten heiß, die Menge mit einer Flugshow zu begeistern und optimalerweise im Sprint auch noch zuzuschlagen. Irmgard Bensusan, die 2019 Gold über 100 und 200 Meter gewonnen hatte, bewies in ihrer Laufbahn oft genug, dass sie es beherrscht, pünktlich zum Saisonhöhepunkt fit zu sein. Auch Speerwerferin Francés Herrmann als Tokio-Silbermedaillengewinnerin und die erfahrenen Kugelstoßer Sebastian Dietz und Mathias Schulze kamen zuletzt an ihre Bestform heran.

Top 4-Platzierung sichert Slot für Paris 2024

Aber die Konkurrenz ist immens: 1287 Meldungen gingen beim Organisationskomitee ein, im Jahr vor den Paralympics in der gleichen Stadt wollen alle dabei sein. Dass die Spiele dann nicht wie die WM im von Grand-Prix-Veranstaltungen bekannten Stade Charléty stattfinden, sondern im Stade de France, spielt da eine untergeordnete Rolle. Auch so werfen die Paralympics ihre Schatten voraus. Ein Platz unter den ersten Vier garantiert einen sogenannten Slot für das deutsche Team, der einen Startplatz für 2024 sichert. Je mehr Slots, desto größer kann das Team dann 2024 sein. „Da müssen wir vorlegen“, sagt Bundestrainerin Marion Peters.

In den Pre-Camps in Saint-Raphaël an der Côte d’Azur, Kienbaum und Stuttgart wurde der letzte Feinschliff geholt, In Paris sind beginnen die ersten deutschen Wettbewerbe – nach der Eröffnungsfeier - am Montag. Die angespannte Sicherheitslage in der Hauptstadt gefährdet die WM bislang nicht, wie der Veranstalter auf Nachfrage des deutschen Teams versicherte. „Wir sind alle bereit und freuen uns, dass es losgeht“, sagt Peters.

Einen Livestream gibt es auf der YouTube-Seite von Paralympic Games: https://youtube.com/@paralympics oder bei Facebook unter World Para Athletics: https://www.facebook.com/ParaAthletics

Bild Quelle: Binh Truong / DBS

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Goldene Handball-Youngster

Die letzten beiden Spielminuten im Finale der U21 Handball-WM zwischen Deutschland und Ungarn gingen am Sonntag im Jubelchor der 8234 Zuschauer in der proppenvollen Berliner Max-Schmeling-Halle unter. Bundestrainer Martin Heuberger (59) wirkte nach dem klaren 30:23-Sieg über Ungarn durch die freudige Last des Erlebten noch etwas beeindruckt, als er vor Journalisten schwärmte: „Die Spiele in Hannover und Magdeburg waren schon ziemlich beeindruckend, aber die drei Auftritte hier in Berlin übertrafen einfach alles. Volle Hallen mit einem traumhaften Publikum sind für ein Junioren-Team etwas ganz Besonders. Ich bin einfach sprachlos.“ Für den Trainer aus der badischen Handball-Hochburg Schutterwald bei Offenburg war das Duell gegen Ungarn nicht nur das fünfte WM-Finale mit einer deutschen U21-Mannschaft. Aller guten Dinge sind nämlich Drei, könnte Heuberger formulieren, denn er durfte mit seinen Jungs nach 2009 und 2011 zum dritten Mal einen Weltmeistertitel feiern. Zudem zogen die Youngstern alle acht WM-Spiele 2023 ohne Niederlage durch und können zudem auf eine weiße Weste bezüglich der 15 Länderspiele in WM-Vorbereitung verweisen.
Der Hannoveraner Justus Fischer lebte mit Schuhgröße 51 nicht nur auf großem Fuß. Er weiß auch wie die Kugel im gegnerischen Kasten untergebracht werden muss. Besonders in der zweiten Halbzeit zeigte Justus mit sechs Treffern diese Fähigkeit. Als bester Spieler im WM-Finale lobte die Jury bei den Deutschen den in Lettland geborenen Renars Uscins (Hannover) aus. Zudem stand mit dem Rhein-Neckar-Löwen David Späth ein Mann im deutschen Kasten, an dem die Magyaren geradezu verzweifelten. Späth glänzte mit 18 bisweilen akrobatischen Paraden. David ist übrigens der Cousin von Stefanie Giesinger „Germany’s Next- Topmodel“-Gewinnerin. Tolle Verwandtschaft.
Ungarns Trainer László Sótonyi schlug zwar nach der Niederlage keine Purzelbäume, strahlte aber bei unserem Gespräch dennoch eine gewisse Zufriedenheit aus: „Wir haben nach 57 Jahren wieder einmal ein WM-Finale erreicht. Darauf lässt sich aufbauen.“ Das Grundgerüst des Weltmeisters montierten wiederum die Berliner Füchse mit elf Finaltoren und sechs Spielern im Aufgebot. In den nächsten Wochen wird es darauf ankommen, welchen Nektar Bundestrainer Alfred Gislason aus diesem großartigen Erfolg ziehen wird. Gislasons Landsleute aus Island belegten übrigens einen starken dritten Rang in Berlin. Bereits im nächsten Januar folgt mit der Europameisterschaft 2024 in Deutschland die nächste große Herausforderung für das Herren-Nationalteam. Sehen wir es so: Handball ist hierzulande den vogue. Vor dem DHB-Nachwuchs hatte der SC Magdeburg sensationell die Champions League gewonnen. Gute Argumente für die Wahlen „Mannschaft des Jahres“ oder „Newcomer“ im Rahmen der Gala Sportler des Jahres im Dezember.

 

Bild: © picture alliance

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EG 2023: Neue Wege, die Bilanz stimmt

Von den European Championships schwärmen die Münchner (und andere deutsche Sportfans) noch heute. Ob man das in einem Jahr auch von den Europaspielen in Krakau sagen kann? Eher unwahrscheinlich, obgleich sich die polnischen Organisatoren viel Mühe gaben, um die 29 olympischen und nicht olympischen Disziplinen, bestritten von 7000 Athleten aus 48 Nationen, ins rechte Licht zu rücken. Das glückte nur teilweise, weil das Zuschauer-Interesse vor Ort mau sowie die mediale Resonanz überschaubar blieb – und in vielen Ländern quasi gar nicht stattfand. „EG 2023 Krakow“ – was ist das…?
Sportlich aber konnte sich an den zwölf Wettkampftagen vieles sehen lassen, das trifft auch auf die deutsche Delegation zu. DOSB-Präsident Thomas Weikert erlebte „einen gewissen Stolz“ der Sportler, als Teil eines großen Team D anzutreten. Und dank 20 Goldmedaillen und Platz 4 im Nationen-Ranking stimmte die Bilanz bei den 3. European Games. EM-Titel resp. Olympia-Quotenplätze für die Spiele 2024 in Paris gab es ebenso zu vermelden, wie attraktive Präsenzen in sonst kaum wahrgenommenen Sportarten. Und dass Mattenskispringen (in Zakopane) nun plötzlich Bestandteil von Sommer-Events ist, daran muss sich der geneigte Beobachter erstmal gewöhnen – in Anbetracht des Klimawandels aber einen Versuch wert.
Zu den Gewinnerinnen der EG gehörte Kanutin und Fahnenträgerin Ricarda Funk, die mit einem Medaillen-Set heimreiste, die Tischtennis-Cracks unterstrichen ihre europäische Vormachtstellung, die Leichtathleten belegten im Team-Wettbewerb den Bronze-Rang. Dank vier Einzelerfolgen zumindest eine gewisse Ansage im Hinblick auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im nächsten Monat. Das Highlight im Jahr 2023.

 

Bild: © Team Deutschland

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